Hunde sind Lichtblicke im Leben Demenzkranker
Die Mischlings-Hunde Hexe und Mascha sorgen für Abwechslung und Freude im Leben vor allem der demenzkranken Bewohner des Hauses am Quell.
Einmal in der Woche, immer montags, besuchen Birte Eilers und Gisela Erdmann-Nolzen die Senioren in der Altenhilfe-Einrichtung am Dellwig 6 in Haßlinghausen. Mit dabei sind die Hundedamen Mascha (6) und Hexe (1). Alle Vier kommen ehrenamtlich, abgesehen von einer kleinen Aufwandsentschädigung in Form von Leckerlis, die die beiden Lieblinge der alten Menschen zugesteckt bekommen. „Schreiben Sie jetzt nicht, Mascha und Hexe seien Therapiehunde. Sie sind ganz normale Familienhunde. Das ist wichtig. Unser Konzept ist auf das Ehrenamt ausgelegt. Wir wollen andere zum Nachahmen animieren, deshalb sollen auch keine unnötigen Hürden aufgebaut werden”, sagt Birte Eilers (35). Die Projektleiterin ist Pflegewissenschaftlerin und Krankenschwester und hat im Rahmen einer Weiterbildung das Projekt „Tiere öffnen Welten” begonnen.
Inzwischen ist das Projekt erfolgreich abgeschlossen, und sie kommt immer noch gern. Die Senioren warten schon ungeduldig in der Eingangshalle. Auch Hexe und Mascha können es kaum erwarten und stürmen schwanzwedelnd das Foyer, um dann doch ganz behutsam auf ihre Gastgeber zu zugehen. Die Vierbeiner machen es instinktiv richtig.
Das ist inzwischen eine vertraute Situation für alle Beteiligten. Da sitzt Hexe auf der Couch und lässt sich knuddeln, dort beugt sich ein älterer Herr, der sich eigentlich nicht mehr alleine die Schuhe anziehen kann, um Mascha zu streicheln ganz weit runter.
„An Demenz leidende Menschen geraten leicht in Stress, wenn sie merken, dass sie sich nicht mehr so artikulieren können, wie ihr menschliches Gegenüber es vielleicht erwartet. Das ist bei einem Hund ganz anders. Tiere sind vorurteilsfrei und kommunizieren nonverbal”, erklärt Eilers.
„Als ich in der Freiwilligenbörse hörte, dass Frau Eilers Menschen mit Hund für einen Seniorenbesuchsdienst suchte, war ich sofort sicher: Das ist was für uns. Ich habe schon ein schlechtes Gewissen, wenn ich mal selbst krank bin und nicht kommen kann. Ich sehe doch, wie die Leute sich freuen und sogar Fortschritte machen. Ich hatte das selber schon mal vor, aber ohne fachliche Begleitung hätte ich mich nicht getraut”, sagt Hundehalterin Gisela Erdmann-Nolzen.
„Es ist wirklich jedes Mal eine Freude zu beobachten, welche Glücksmomente die Hunde unseren Bewohnern schenken. Die Hunde dürfen zu den Bewohnern, die selbst nicht mehr runter kommen, auch ins Zimmer. Wir prüfen aber natürlich erst, wem der Kontakt zuträglich ist, und wer vielleicht Angst vor Tieren hat. Wir können sogar positive Verhaltensänderungen bei den Bewohnern beobachten”, sagt Sozialpädagogin Christa Hupka vom Sozialen Dienst.
Das gilt auch für Margarete Gielke (84): Gerade hat sie „Hexe, Hexe!” gerufen, als diese vom Sofa sprang. „Sehen Sie, das meine ich zum Beispiel. Zum ersten Mal seit langem höre ich Frau Gielke überhaupt etwas sagen”, freute sich Christa Hupka.
Ein Besuchshund braucht keine besondere Ausbildung. Es sollte allerdings ein menschenfreundlicher, souveräner Hund mit Grundgehorsam sein, der sich auch von fremden Menschen gerne anfassen lässt. Da Birte Eilers bald eine eigene Tagespflege für Demenzkranke in Niedersprockhövel eröffnet, wird sie künftig etwas weniger Zeit für die Besuche mit ihren Hunden haben. Vielleicht melden sich aber noch weitere Hunde mit Mensch am anderen Ende der Leine beim Sozialen Dienst. Eine fachkundige Einführung ist garantiert.