Sprockhövel. Steinbildhauer Henner Gräf ist über Sprockhövel hinaus bekannt und ausgezeichnet. Carrara-Marmor und Lavasteine holt er selbst im Steinbruch ab.
„Luxus ist was ganz anderes als einfach nur teuer.“ Das stellt Steinbildhauer Henner Gräf zuerst einmal klar. Luxus bedeutet für ihn nicht einfach viel Geld. „Schade, dass der Begriff nicht positiv besetzt ist“. Wer seine Schaffenskraft, seine ausgefallenen Ideen, sein handwerkliches Können, die unterschiedlichen Skulpturen und Materialien sieht, kann nachvollziehen, was er meint. Warum ihn beim plumpen Satz „Luxus heißt, viel Geld ausgeben“, die Wut packt.
Luxus ist für Sprockhöveler Idee und Leidenschaft
Luxus, das ist für den Bildhauer das Ergebnis des Zusammenspiels von Idee und Leidenschaft, von stundenlanger Arbeit bei Kälte und Hitze, von der richtigen Auswahl der Steine, vom Zauber, den das fertige Kunstwerk auf den Besitzer ausstrahlt, von der Freude, die die Skulptur ein Leben lang dem Betrachter bringt, von Emotionen, die sie weckt.
Die Aussicht, Papas Steuerbüro zu übernehmen, bedeutete für den 56-Jährigen das ultimative Grauen. Seine Berufung war eine ganz andere. Daher gab es auch Zeiten, in denen er „sinnfrei rumgehangen“ hat, weil er beruflich nicht fand, was er suchte. Zumindest aber wusste er, was er nicht wollte.
Steinmetz holt Lava, Ruhrsandstein und Basalt
Kontakt zum Steinbildhauer
Henner Gräf ist anerkannter freier Bildhauer, Künstler sowie Steinmetz- und Steinbildhauermeister. Völlig unterschiedliche Skulpturen erschafft er, Massenware ist bei ihm nicht zu finden.
Er gestaltet Brunnen, Grabsteine, Vasen und vieles mehr - ausschließlich aus heimischen und europäischen Natursteinen. Der 56-Jährige ist Künstler durch und durch. Er macht außerdem Musik, malt, zeichnet und arbeitet mit Holz in seinem Atelier in Sprockhövel, Sirrenbergstraße 27a, 02324-73881.
„Ich hab’ dann eine Lehre als Steinmetz bei einem Bildhauer gemacht. Es wurden Grabsteine produziert, so ganz klassisch, gelernt hab’ ich nichts“, sagt er. Dann kam die zündende Idee: Er mietete für kleines Geld einen Schweinestall bei einem Bauern an, konnte sich ausprobieren und austoben und war auf dem richtigen Weg zu dem, was er heute ist: Ein vielfach ausgezeichneter Steinbildhauer, der weit über Sprockhövel hinaus bekannt ist.
Es macht ihn glücklich, wenn er selbst zu Steinbrüchen fährt. Steine zur Weiterverarbeitung bestellen und anliefern lassen: tabu. Mit seinem kleinen LKW fährt er nach Dillenburg zwischen Siegen und Gießen, um Diabas zu holen, „ein Vermächtnis der Urzeit“. Ein vulkanisches Gestein aus erkalteter Lava, er schleppt den heimischen Ruhrsandstein und Basalt aus dem Westerwald in sein Atelier an der Sirrenbergstraße.
Carrara-Marmor direkt aus Italien geholt
Oder düst nach Carrara in Norditalien und lässt den Wagen mit weißem Marmor vollladen. Was ihm so viel Spaß macht wie den Italienern. „Die sind immer ganz begeistert, wenn jemand von Deutschland aus den Weg in den berühmten Steinbruch auf sich nimmt und dann auch noch mit einem kleinen LKW kommt“, lacht er.
Ein enges und liebevolles Verhältnis hat er zu den Materialien, die er verarbeitet. „Marmor ist eine Diva, die verzeiht keine Fehler“, sagt er und räumt freimütig ein, dass auch mal etwas schief gehen kann. Man könne ohnehin nicht alle Steine für jede Verarbeitung nehmen. Seine Kunst ist überaus vielfältig. Auf ein besonders gestaltetes Gemeinschaftsgrab aus Stein hat er ein Patent.
Reparatur beschädigter Skulpturen
Er kreiert nicht nur neue Kunstwerke, sondern ist auch manchmal der Facharzt für beschädigte Skulpturen. Dass bei einem handfesten Ehestreit Kunst auch schon mal als Wurfgeschoss herhalten muss, behaupten wohl nur böse Zungen. „Heilen“ muss er aber öfter. Wenn zum Beispiel eine Skulptur, die draußen steht, bei verunglückten Baumfällarbeiten zu Bruch geht, ist Henner Gräf auch gefragt.
Auch das kann Luxus sein: Wenn er Stunde um Stunde die Stückchen wieder zusammensetzt. Als Luxus kann man auch eine Arbeit von ihm bezeichnen, an der er 340 Stunden gearbeitet hat: Eine Skulptur aus Muschelkalk aus dem Weserbergland. Dafür bezahlte der Auftraggeber einen mittleren fünfstelligen Betrag. „Und er hat jeden Tag Spaß an dem Kunstwerk“, freut sich Henner Gräf.
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