Sprockhövel. . Der Sprockhöveler Steinhauermeister Henner Gräf hat das Lithobarium erfunden. In Sandstein eingefüllte Asche fließt über die Jahre ins Kiesbett.
Das Wort ist neu. Die Art der Grabstätte auch. Und falls man noch nie von einem Lithobarium gehört haben sollte, ist das nur dann eine Bildungslücke, wenn man sich schon vor dem Ableben über alternative Bestattungsformen informieren will: Das Kolumbarium im Naturstein sollte man kennenlernen.
Kolumbarien findet man mittlerweile nicht nur in Italien und Spanien, sondern auch auf den meisten deutschen Friedhöfen. Das neue, markenrechtlich geschützte Lithobarium allerdings gibt es bislang nur auf dem evangelischen Friedhof an der Hauptstraße in Bochum-Langendreer.
Lithobarium ist markengeschützt
Am 18. September, dem Tag des Friedhofs im Jahre 2016, wurde es in Anwesenheit vieler Gäste vom Sprockhöveler Steinbildhauermeister Henner Gräf eingeweiht, der auch Erfinder und Markeninhaber ist. Auf der Internetseite der Gemeinde wird diese nun nicht mehr ganz so neue Urnenbestattungsmöglichkeit als würdevollere Alternative zum Kolumbarium angeboten. „Um die postmortale Würde des Menschen zu gewährleisten ist es meines Erachtens wichtig, dass mit der Beisetzung der Verstorbene seine tatsächliche letzte Ruhestätte findet“, äußert sich Friedhofsverwalter Peter Bastendorf auf Gräfs Seite lithobarium.de. Diese Eigenschaft sei durch die Konzeption des Lithobariums gewährleistet, denn durch die Luft- und Wasserdurchlässigkeit werde die Aschekapsel während der Nutzungszeit den natürlichen Prozessen ausgesetzt, so dass die Asche durch das unterliegende Schotterbett riesele und der Erde übergeben werde. Somit verbleibe die Asche des Verstorbenen auch nach Ablauf der Ruhezeit in der Grabstätte und müsse nicht entnommen und erneut beigesetzt werden.
Zurzeit gibt es in Langendreer nur ein Lithobarium als Gemeinschaftswahlgrabanlage mit zehn Grabstätten, die jeweils zwei übereinander liegende Bestattungsstellen haben. „Der Stein“, so Pfarrer im Ruhestand Wilfried Geldmacher, „ist rund fünf Tonnen schwer, ein Ibbenbürener Sandstein – und inzwischen praktisch voll.“ Eine Erweiterung in Form eines neuen Steins sei allerdings jederzeit möglich, falls Bedarf bestehen sollte. „Ich werde demnächst auf demselben Friedhof weitere Lithobarien aufstellen“, sagt Steinhauer Gräf – diesmal sollen sie kleiner sein. Gerne würde Gräf sein Lithobarium auch auf anderen Friedhöfen sehen. „Ich verfolge mit ihnen den Ewigkeitsgedanken“, sagt er.
Was im Übrigen nicht wirklich funktioniert, ist die vom Rechteinhaber eigentlich vorgesehene Nutzung des Lithobariums als Sitzgelegenheit, um den Verstorbenen besonders nahe sein zu können. Diese Möglichkeit wäre theoretisch gegeben, wenn die Oberfläche frei geblieben wäre. Dies ist allerdings nicht der Fall. Dort stehen Blumen, Engel, Erinnerungsstücke, die den Naturstein allerdings auch wirklich schmücken.