Sprockhövel. In Sprockhövel sollen künftig viel weniger Osterfeuer brennen. Landwirt Gerd Scherff will aber weiterhin seine Pflanzenabfälle vernichten können.
Sprockhövel wird aller Voraussicht nach die außergewöhnlich hohe jährliche Anzahl der Osterfeuer begrenzen, die Verwaltung arbeitet zurzeit an einer Regelung. Gegner einer Einschränkung sind einige Bürger Sprockhövels, die den Gedanken des Brauchtums hochhalten. Aber es melden sich auch Landwirte zu Wort, die diese Tradition unbedingt und uneingeschränkt bewahren wollen.
Auf dem Grundstück viel zu tun
Gerd Scherff hat die WAZ-Berichterstattung über die neue Sicht auf die Osterfeuer in Sprockhövel mit Unbehagen aufgenommen. Als Gast beim Lesercafé machte er deutlich, dass die von der Stadtverwaltung geplante ordnungsbehördliche Verordnung, die am 14. November im Umweltausschuss vorgestellt werden soll, frontal gegen seine Interessen und die zahlloser anderer Landwirte und Grundbesitzer in Sprockhövel gerichtet sein wird. Ortstermin Bruchhausen 6, Scherffs rund 8000 Quadratmeter großes Anwesen in Haßlinghausen: Neben einer große Wiese, die an sein Haus grenzt, ist es ein regelrechter botanischer Garten mit unterschiedlichsten Hecken, Bäumen und einer Waldfläche in Hanglage, die der Haßlinghauser sein eigen nennt. „Hier gibt es immer viel zu tun“, kommentiert er das Staunen seines Gastes. Weiden, die zwei Meter pro Jahr wachsen, Weißdorn, Schwarzerlen, Obstbäume, vom Borkenkäfer gefallene Fichten, Ilex, Brombeerhecken, üppiger Bambus – das grüne Paradies von Gerd Scherff reicht hinab bis zur Stefansbecke. Wachsen tut das Grün bekanntlich von allein und in einem Maße, dass Scherff beim Rückschneiden kaum nachkommt.
Osterfeuer zur Vernichtung des Pflanzenabfalls
Mit dem Heranrücken des Osterfeuertermins baut sich jährlich so eine erhebliche Menge an Grünschnitt, Gestrüpp, Ästen und anderem pflanzlichen Material auf. „Ich besitze keinen Traktor mit Anhänger oder andere Nutzfahrzeuge, um alles zu irgendwelchen Sammelstellen zu transportieren“. Also setzt Scherff die gesammelten Werke bislang alljährlich zum Osterfest in Brand. „Das tun alle mir bekannten Landwirte und Grundbesitzer“, so der Haßlinghauser, „und eine Meldung an die Stadtverwaltung genügte ja auch.“
Keine Akzeptanz für Einschränkung
Die bevorstehende Intervention will er nicht akzeptieren. „So lange es in der Geschichte der Menschheit Bauern gibt, existiert das Recht, jederzeit pflanzliche Abfälle auf dem eigenen Grund zu verbrennen. Das kann man uns nicht nehmen, es ist ein historisches Alleinstellungsmerkmal!“ Der Vermessungstechniker im Ruhestand, der den alten Bergmannskotten und das Land vor gut 30 Jahren erworben hat, bemüht das Bild von der „Region der 1000 Feuer“, als welches das Ruhrgebiet ja immer gegolten habe.
Kein Verständnis für Öko-Argument
Dass in Sprockhövel die Diskussion um die jährlich zuletzt 320 Osterfeuer auch durch ein geändertes Klimabewusstsein entfacht wurde, stößt bei Scherff auf kein Verständnis. „Unsere Politiker fahren ohne Not mit überdimensionierten Autos durch die Gegend und wollen uns das Verbrennen von Pflanzenabfällen verbieten“, kritisiert er.
„Ein solches Recht gibt es nicht“, stellt Angelika Densow, bei der Stadt für Sicherheit und Ordnung zuständig, fest. In der Abfall-Fibel wird eindeutig darauf hingewiesen, dass „das Verbrennen pflanzlicher Abfälle seit dem 1. Mai 2003 grundsätzlich verboten ist“.
Wer ohne Erlaubnis ein Feuer entzünde, riskiere einen Einsatz der Feuerwehr, so Densow. Sofern das angekündigte Regelwerk für Osterfeuer vom Rat durchgewunken wird, müssen sich Bürger wie Gerd Scherff künftig mit anderen Abfallbesitzern, Vereinen oder Gruppen zusammentun, um ein Brauchtumsfeuer genehmigt zu bekommen.
INFO
Im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden hatte eine Sprockhövelerin einen Antrag eingebracht, die vergleichsweise hohe Zahl an Osterfeuern in Sprockhövel aus Umweltschutzgründen zu reduzieren. Der Antrag wurde angenommen.
Übernommen hat der Umweltausschuss: In seiner nächsten Sitzung am 14. November (17.30 Uhr, Rathaus, Sitzungssaal) wird die Verwaltung ein Regelwerk vorstellen, das strengere Kriterien festlegen wird. Letztes Wort hat dann der Stadtrat.