Sprockhövel. Ein Teil der Sprockhöveler will Osterfeuer aus Umweltschutzgründen beschränken, andere Bürger hingegen betonen die Bedeutung der Brauchtumspflege.
In politischen Gremien ist bald Thema, die hohe Anzahl von Osterfeuern in Sprockhövel aus Klimaschutzgründen stark zu begrenzen. 350 Osterfeuer angemeldete Osterfeuer zählte das Ordnungsamt 2019. Ist die Anzahl zu hoch? Sind Osterfeuer wichtig? Wäre eine Begrenzung ein Eingriff in das traditionelle Brauchtum? Das wollte die Redaktion von Bürgern wissen.
„Die besondere Atmosphäre bei einem Osterfeuer ist natürlich immer nett“, findet Andreas Irmisch (55). „Vor allem wenn die Menschen nach der kalten Winterzeit aus den Häusern kommen, um zum Frühling hin wieder draußen etwas zu unternehmen. Trotzdem glaube ich, dass zentrale Osterfeuer in einzelnen Stadtteilen ausreichend wären. 350 Stück an jeder Ecke müssen nicht sein. Gerade das Thema Umweltschutz betreffend ist es wichtig, dass die Osterfeuer von der Feuerwehr kontrolliert werden. Man weiß ja sonst auch nicht, was alles hineingeworfen wird.“
Bei Osterfeuern sehen viele Sprockhöveler das Problem der hohen Umweltbelastung
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So sieht das auch ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Sprockhövel: „Ein Osterfeuer ist immer gut, aber nicht in dem Ausmaß. Ich habe neulich zu einem Kollegen gesagt, dass die horrende Anzahl nicht notwendig ist. Man sollte sich auf ein paar zentrale Punkte konzentrieren. Es kommt auch darauf an, wie damit umgegangen wird. Denn es geht ja bei diesem Thema nicht nur um Schadensfälle, sondern vor allem um die enorme Umweltbelastung.“
„Ich komme aus Witten, habe aber viele Bekannte in Sprockhövel“, sagt Rita Jodeleit (83). „Ich habe gehört, dass die Osterfeuer in Witten nur noch von Organisationen auf öffentlichen Plätzen abgehalten werden dürfen, nicht mehr von Privatpersonen. Das finde ich insofern gut, als dass die Stadt somit mehr Kontrollmöglichkeiten hat. Wenn jeder ein Osterfeuer machen kann, ist es natürlich unmöglich, hinterher nachzuvollziehen, wer eventuell verbotenerweise welchen Müll verbrannt hat. Andererseits wäre es schade für Familien, die vielleicht jedes Jahr ihr eigenes Osterfeuer haben möchten. Eine Einschränkung ist aber generell nicht schlecht, der Umwelt zuliebe.“
Sprockhöveler fragen sich, ob in anderen Städten auch so viele Osterfeuer angemeldet werden
Bedingungen für Osterfeuer
Der Besuch eines Osterfeuers gehört für zahlreiche Familien in der Stadt zur Brauchtumspflege. Osterfeuer gehen zwar auf die heidnischen Frühjahrsfeuer zurück, sind aber seit Jahrhunderten längst auch im christlichen Glauben verankert.
In Sprockhövel dürfen nicht nur Organisationen Osterfeuer abhalten, sondern auch Privatpersonen, wenn sie gewisse Bedingungen einhalten. Die Osterfeuer müssen mit dem Vordruck „Anzeige Osterfeuer“ beim Sachgebiet Sicherheit und Ordnung der Stadt angemeldet und für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Das Feuer darf nicht nur der Verbrennung von Pflanzenabfall dienen. Bestimmte Voraussetzungen zur Sicherheit müssen eingehalten werden.
Manche Bürger haben sich über die Auswirkungen einer hohen Anzahl von Osterfeuern noch keine Gedanken gemacht: „Ich finde Osterfeuer einfach schön“, meint Andrea Wilhelm (56). Claudia Wagner (49): „Ich nehme an Osterfeuern generell nicht teil. Aber ich frage mich nun schon, ob die Anzahl von 350 Osterfeuern in diesem Jahr normal ist im Vergleich zu anderen Städten.“
Brauchtumspflege ist vielen wichtig. Kerstin Danisch (51): „Ich fände es schade, wenn alle deutschen Sitten abgeschafft werden würden. Die Anzahl der Osterfeuer wurde sowieso schon reduziert. Sie dienen der Brauchtumserhaltung und dürfen nicht zum Zweck des Verbrennens von Abfällen veranstaltet werden. Unsere Familie geht meistens zum Bauernhof Brinkmann in Wetter zum Osterfeuer. Ich finde, dass Brauchtümer erhalten bleiben sollten.“
Brauchtumscharakter von Osterfeuern soll nicht außer Acht gelassen werden
„Natürlich ist die Rauchentwicklung extrem“, sagt Uwe Dahlhaus (59), „trotzdem sollte man den Brauchtumscharakter von Osterfeuern nicht außer Acht lassen.“ Dass alte Traditionen bleiben sollen, findet auch der gebürtige Wuppertaler Holger Hopp (65), der inzwischen in Sprockhövel lebt: „Wenn das ewig so gemacht wurde, sollte es auch so weitergehen.“