Sprockhövel. In Sprockhövel hat es wieder eine Anfrage einer Bürgerin nach dem Bürgerbus gegeben. Doch das Interesse ist insgesamt zu gering.

Im Prinzip ist das weitläufige Sprockhövel durchaus ein Fall für den Bürgerbus, zuletzt wies die Sprockhövelerin Rosemarie Quandt in einem genervten Brief an die Stadtverwaltung auf die mangelhaften Verkehrsverbindungen in den Randbezirken hin und brachte das Modell Bürgerbus wieder in die Debatte. „Ich fühle mich sauwohl in Sprockhövel“, hat die 86-Jährige geschrieben, „doch in meinem hohen Alter habe ich in der Hölteregge ohne Auto und fremde Hilfe keine Möglichkeit mehr, zu Ärzten und zu den Einzelhändlern zu kommen.“

Sogar zwei Bürgerbusvereine in Velbert

In vielen Städten, wo der ÖPNV nicht alle Bezirke anbinden kann, wurden bereits Bürgerbusvereine gegründet, so etwa in In Hattingen, in Velbert gibt es sogar zwei, die jeweils die Stadtteile Neviges und Langenberg versorgen. Doch scheint das Thema Bürgerbus zumindest in Sprockhövel von Erfolglosigkeit geprägt zu sein: Die SPD hatte bereits im Mai 2015 im Verkehrsausschuss einen Antrag zur Schaffung eines Bürgerbusses gestellt. Die Verwaltung wurde damals beauftragt, eine Veranstaltung zu organisieren, um einen Bürgerbusverein zu gründen und in diesem Zusammenhang das Interesse in der Bürgerschaft abzufragen. Auch sollte eine Arbeitsgruppe gegründet werden, um die Idee des Bürgerbusses bekannter zu machen.

Große Hürde ist Vereinsgründung

Dann hat die Stadtverwaltung nach Kräften die Werbetrommel gerührt: Auf der städtischen Homepage wurde im Herbst 2015 mehrfach und auch über Pressemitteilungen auf das Thema aufmerksam gemacht. „Das Resultat war, dass sich drei interessierte Bürger beim Sachgebiet Planen und Umwelt gemeldet haben“, berichtete Susanne Görner im Ausschuss für Anregungen und Beschwerden. Der SPD-Ratsherr Wolfgang Bammel, Mitglied sowohl im Beschwerde- wie auch im Verkehrsausschuss, hat sich im Bereich des Nahverkehrs Expertise erarbeitet und kennt die Tücken des Bürgerbus-Modells: „Die erste Hürde liegt ja schon in der Vereinsgründung selbst.“ Der Sozialdemokrat rechnet vor, dass mindestens 20 bis 30 freiwillige Fahrer nötig sind, um zuverlässig eine Linie bedienen zu können – „über das ganze Jahr, Urlaub und Krankheit der ehrenamtlichen Kollegen eingerechnet.“ Und an diesem Punkt werden das grundsätzliche Problem berührt, dass viele Menschen gerne Dienste für die Allgemeinheit anbieten möchten – „aber nur auf Zeit“, so Bammel. Überhaupt müsse man sich ehrlich machen: „Es sind immer nur einzelne Straßen, die abseits der ÖPNV-Versorgung liegen“, so Wolfgang Bammel.

Bemühungen werden nicht weiter verfolgt

Die Stadtverwaltung formuliert es so: „Es bleibt festzuhalten, dass es nur ein sehr geringes Interesse an einem Bürgerbus in Sprockhövel gibt.“ Überhaupt fehle es an einer Idee, wo der Bürgerbus fahren könne. Zuletzt hatte der Verkehrsausschuss im Februar 2016 noch einmal festgestellt, wie gering das Interesse in der Bürgerschaft an einem von Bürgern für Bürgern betriebenen Verkehrsmittel in Sprockhövel ist. Der Beschluss damals lautete: „Die Bemühungen zur Schaffung eines Bürgerbusses werden nicht weiter verfolgt.“ Für Fälle wie Rosemarie Quandt heißt das wohl, ihre Mobilität mit Hilfe nachbarschaftlicher Unterstützung zu verbessern.