Sprockhövel. . Auf einer CDU-Veranstaltung in Sprockhövel wurde das Konzept der Immobilien-Standort-Gemeinschaft diskutiert. Die Reaktionen: unterschiedlich.
Wenn in wenigen Jahren die Umgehungsstraße in Niedersprockhövel fertiggestellt sein wird, richten sich die Blicke zur Hauptstraße: Sowohl in Politik, Verwaltung wie auch unter den Kaufleuten sind Erwartungen gewachsen, die rund eineinhalb Kilometer lange „Hauptschlagader“ des Ortsteils aufzuwerten. Und die Zeit, bis die Hauptstraße wieder für die Bürger als Haupteinkaufsstraße zur Verfügung steht, soll für grundsätzliche Überlegungen genutzt werden.
Shoppingcentern die Stirn bieten
Die CDU hat am Donnerstag zu einer Veranstaltung eingeladen, die – so der Titel – die Chancen für die Straße ausloten sollte. Vorgestellt und diskutiert wurde das Konzept der Immobilien-Standort-Gemeinschaft (ISG), wie es seit gut fünf Jahren auch mit der Fußgängerzone Werth in Wuppertal-Barmen praktiziert wird. „Im Grundsatz finden sich die Eigentümer der Immobilien, die an die Einkaufsstraße oder Fußgängerzone grenzen und in denen Läden ihren Sitz haben, zu einer Gemeinschaft zusammen“, berichtete Stephanie Erben von der SIHK Hagen. Ziel ist die Verbesserung bis hin zur Neugestaltung zumindest von Teilen des Standorts, so dass die Kunden, die sonst eher den umfassenden Service von Shoppingcentern oder das überragende Produktangebot von Internethändlern schätzen, wieder die Läden vor ihrer Tür aufsuchen und so zu einer Belebung beitragen.
ISG kann Fördermittel beantragen
Dafür müssen die Eigentümer zunächst eine ehrenamtliche Gruppe gründen – in Niedersprockhövel könnte das die WIS übernehmen –, die in ihrem Auftrag ein Konzept mit Maßnahmen für den Standort erarbeitet, zusammen mit der Kommune für denkbare städtebaulichen Veränderungen einen Vertrag schließt und öffentliche Fördermittel beantragt. „Dann müssen die Eigentümer jedoch auch bald kräftig Geld in das Gemeinschaftskonto einzahlen, damit mit diesen Investitionen Verschönerungen, neue Veranstaltungsformate, Informationskampagnen, Service oder auch ansprechende Verweilorte auf den Weg gebracht werden können“, berichtete Stephanie Erben.
Sehr viel Kommunikation notwendig
Wichtig: Am Ende des vorgeschriebenen Fünf-Jahres-Zeitraums müsse eine Verbesserung der Situation sichtbar und der Konsum gewachsen sein. „Die Investitionen der Eigentümer müssen sich rentieren“, betonte Erben. Thomas Helbig, Geschäftsführer der seit 2013 arbeitenden ISG Barmen, stellte die stark renovierte und auf Erfolgskurs gebrachte Fußgängerzone Werth vor und machte deutlich, eine ISG benötige neben den Finanzmitteln intensive Kommunikation aller Beteiligten.
Zuhörerin sieht „Riesenchance“ durch ISG-Gründung
Unter den zahlreichen Sprockhöveler Händlern und Innenstadt-Unternehmern war die Skepsis nach der Vorstellung spürbar; Händler Udo Seider etwa mochte die 9000 Niedersprockhöveler nicht im Vergleich zu 130.000 Barmern sehen. Demgegenüber sieht Birte Heidemann, die im Sommer mit ihrer Tagespflege am Turm in die Hauptstraße umziehen wird, eine „Riesenchance“ durch eine ISG: „Da würde sehr viel Geld zusammenkommen und die Möglichkeit, Fördermittel zu beantragen – das würde zusammen mit einem gut durchdachten Konzept für eine nachhaltige Belebung unseres Dorfes sorgen.“
INFO
Der NRW-Landtag hat 2008 das Gesetz über Immobilien- und Standortgemeinschaften (ISGG NRW) beschlossen.
Damit wurden die rechtlichen Grundlagen für private Initiativen in den Geschäftslagen der Innenstädte, Stadtteilzentren, Wohnquartieren, Gewerbezentren sowie in sonstigen für die städtebauliche Entwicklung wichtigen Gebieten geschaffen. Städte, IHK und Verbände beraten die ISG.