Sprockhövel. . Neue Folge der Bauernhofserie rückt die wechselvolle Geschichte der Dellwiger Höfe,einer der ältesten Siedlungen von Haßlinghausen, in den Blick.
Die uralte Siedlung Dellwig liegt in unmittelbarer Nachbarschaft des Hauses am Quell. Wie alt sie wirklich ist, weiß niemand. Nur so viel ist klar: Sie gehört zu den ältesten Siedlungen in Haßlinghausen. Wie die Höfe in Landringhausen, Haßlinghausen, Gerninghausen, Bruchhausen und Scheven gehörte Dellwig im Mittelalter zum Schwelmer Fronhof, der seit dem 11. Jahrhundert im Besitz des Kölner Erzbischofs war.
Der erste namentlich genannte Dellwiger war ein Mann namens Bruno. Und warum wurde er schriftlich erwähnt? Weil es wieder einmal Zoff gab. 1347 trat er als Urkundenzeuge in einer Streitsache auf, die das Testament des aus Scheven stammenden Johann Ruscheberg aus Lübeck betraf. Die Zeugenliste enthält weitere Hof- und Personennamen aus dem Raum Haßlinghausen/Sprockhövel.
Hohe Steuerlast weist auf ertragreiche Güter hin
Darin finden sich Namen, die auch heute gut bekannt sind: Gerwin von Scheven, Gottschalk von Halloh, Bruno von Haßlinghausen, Luse von Krefting, Berthold von Hummelsiepen, Vrolinc von Pöting und Gerwin von Hiddinghausen.
Dann schrieb man das Jahr 1486, als im Schatzbuch der Grafschaft Mark ein Steuerverzeichnis des Landesherrn Herzog Johann von Kleve in der Bauernschaft Haßlinghausen die vier Höfe von Dellwig verzeichnet wurden: Dat Osten to Delwyck, Hynrich dar Midden (in der Mitte), Hillebrant dar by (dabei) und Heyne to Delwyck. Da die Steuerlast der Höfe sehr hoch angesetzt war, kann man davon ausgehen, dass es sich um ertragreiche Güter handelte. Größter Hof war das Ostengut, dessen Besitzer sich später Ostermann nannte.
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Gegen Ende des 30-jährigen Krieges waren zwei der insgesamt fünf Höfe verlassen. Einer, der Erbkotten des Arndt zu Dellwig, wurde nie wieder aufgebaut. „Die Quelle aus dem Jahr 1645 berichtet, dass Rotger zu Dellwigs Haus verfallen war. Der Hof lag wüst und wurde von der Gemeinde für vier Reichstaler an Coene (Konrad) zu Landringhausen verpachtet“, berichtet Stadtarchivarin Karin Hockamp. Nur noch ein einziges Schwein war auf dem Hof geblieben.
Drei Kuhebeester auf dem Hof
Der Hof Ostermann zu Dellwig, ein Pachtgut der Schwelmer Kirche, war bewohnt, verfügte aber über keinen eigenen Viehbestand. Allerdings waren 29 fremde Kühe und Rinder auf dem Hof anzutreffen. Ein Teil des Landes war anderen zum Haferanbau überlassen. Auch der Erbhof des Peter Küper zu Dellwig wurde weiter bewirtschaftet. Ein einziges Pferd, vier Kühe, fünf Rinder, drei Kälber und sechs Schweine besaß der Inhaber. Außerdem hatte er noch drei „Kuhebeestern“ auf dem Hof.
Größter Hof in Dellwig war das Gut, das 1486 als „dat Osten“ bezeichnet wird (heute Dellwig 42). Für die stolze Summe von 1500 Reichstalern übergab die Witwe Ostermann ihrer Tochter Anna Margareta und deren Ehemann Johann Christoph Bülbering 1734 den Hof. Maria Catharina Bülbering übernahm den Hof 1819 mit ihrem Ehemann Cornelius Hiby – auch dieser Hof befindet sich noch heute in Familienbesitz. Der ehemalige Küper-Hof (heute Dellwig 26) wurde ebenfalls mehrfach über die weibliche Linie vererbt. 1919 erwarb Heinrich Hiby vom benachbarten Ochsenkamp den Hof, der nach dem Zweiten Weltkrieg an die Familie Friedrich aus Schlesien verkauft wurde. Der vierte Dellwiger Hof, in einem Steuerverzeichnis „Hiewesten“ genannt, gelangte über die Besitzer Pennekamp und Hülsbruch an die Familie Becker (heute Dellwig 22).