Oberhausen. . In der Oberhausener Arbeitersiedlung gibt es Bewohner unterschiedlichster Art. Die „Alten“ können viele Geschichten erzählen.
In der Siedlung Eisenheim scheint die Zeit ein wenig stehen geblieben zu sein. Dabei scheint es nur äußerlich so. Denn wo früher die Bewohner die Nähe zum Kanal genutzt haben, um zum Beispiel Wäsche zu waschen, gibt es heute Waschmaschinen und Trockner. Und auch wenn die Moderne mittlerweile Einzug gehalten hat, ziehen die Häuser jährlich rund 20 000 Touristen an.
Die erste Arbeitersiedlung
Die kleine Siedlung mit den historischen Backsteinfassaden war in der Industrialisierung der Grundstein für 2000 weitere Industriesiedlungen dieser Art. Nur noch wenige davon gibt es heute. Viele Bewohner sind Zugezogene. Einige sind in der Siedlung aufgewachsen, dann zog es sie in die Ferne, bis sie wieder nach Eisenheim zurückgekehrt sind. Wieder andere haben vorher keinen Bezug zur Siedlung gehabt. „Leider wissen einige Bewohner es nicht zu schätzen, dass sie in denkmalgeschützten Häusern wohnen“, beklagt sich Historiker Roland Günter. Seiner Meinung nach würden sich viel zu viele Bewohner hinter ihren hohen Hecken verstecken. „Dabei müssen die Hecken auf Bachnabelhöhe geschnitten sein, damit man einen Blick auf das Haus hat.“
Ein Besuch in Eisenheim
Zugegeben: Man muss sich erst daran gewöhnen, dass Touristen vor allem im Sommer an der eigenen Hausfassade vorbeilaufen und den einen oder anderen Blick auch durch die Erdgeschossfenster werfen. „Darauf muss man sich einstellen, wenn man hier wohnt“, sagt Günter.
Touristen auf Sightseeing-Tour
Für die Touristen und auch für manche Bewohner hat er mit anderen Bewohnern vor vielen Jahren Informationsschilder drucken und an die Hausfassaden anbringen lassen, die Geschichten der Häuser und deren Bewohner erzählen.
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Viele alte Geschichten kann auch Anneliese Nowak erzählen. Seit über einem halben Jahrhundert wohnt sie in dem 104 Quadratmeter großen Haus. „Langsam ist es ein wenig zu groß für mich“, sagt sie, aber einen alten Baum verpflanzt man nicht. Jedes ihrer drei Kinder ist „auf der Couch im Wohnzimmer“ geboren, erzählt sie. Das Haus bestand, wie auch die anderen Siedlungshäuser, aus vier Wohnungen. Zwei waren an der Straßenseite angeordnet, zwei zum Garten hin. Unten waren die Wohnräume, oben die Schlafzimmer. Heute sind die Häuser umgebaut.
Die „Mutti“ der Siedlung
Mit ihren 87 Jahren wird sie auch „die Mutti“ der Siedlung genannt. „Ich komme hier mit allen gut aus. Die Nachbarn sind freundlich und hilfsbereit“, erklärt Anneliese Nowak. Aus Eisenheim wegzuziehen kann sie sich nur schwer vorstellen. „Anneliese Nowak ist ein Urgestein dieser Siedlung“, da ist sich auch Roland Günter sicher.