Oberhausen. . Der Tonino-Guerra-Park in der Siedlung Eisenheim erinnert an den italienischen Drehbuchautor. Entstanden ist die Grünfläche aus einer Bürgerinitiative heraus. Sie ist kunstvoll mit Skulpturen gestaltet.

Einen Steinwurf vom Kanal entfernt liegt die Arbeitersiedlung Eisenheim. Mittendrin, an der Ecke Eisenheimer/Wesselkampstraße entstand vor drei Jahren ein kleiner Park, der an den italienischen Dichter Tonino Guerra erinnert.

Errichtet wurde dieser Park von interessierten Bürgern rund um Roland Günter. „Tonino Guerra war nicht nur in seiner Heimat einer der berühmtesten Dichter, sondern auch ein sehr guter Freund meiner Familie", erklärt Günter. Der Park ähnelt einer Allee mit vielen Bäumen. Skulpturen von Birgitta Lancé reihen sich auf der kleinen Grünfläche aneinander. In der Mitte bieten Sitzschnecken und Kunstwerke Platz zum Verweilen.

Freunde als Skulpturen verewigt

Man könnte den Park auch den „Park der Freunde“ nennen. Denn gute Freunde, die an der Gestaltung mitgewirkt haben, sind hier als Skulpturen verewigt. „Leider sind sie alle schon verstorben“, sagt Günter. Da ist der Architekt Bernhard Küppers, der über den Park hinweg schaut. Auf der Veranda sitzt Planer Herman Prigann und am Ende sitzt der Dichter selbst, Tonino Guerra, auf einem roten Sofa. Der Platz neben ihm ist noch frei. „Hier kann man sich hinsetzten und gemeinsam mit ihm reflektieren.“

Ein Besuch in Eisenheim

Die älteste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets im Jahr 1970.
Die älteste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets im Jahr 1970. © Archiv
Eisenheim - der Name sagt bereits, warum hier 1846 die erste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets entstand.
Eisenheim - der Name sagt bereits, warum hier 1846 die erste Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets entstand. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Eisenheim wurde nicht in einem Zuge errichtet.
Eisenheim wurde nicht in einem Zuge errichtet. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
In mehreren Bauphasen entstanden 51 Häuser.
In mehreren Bauphasen entstanden 51 Häuser. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
In den 1890er Jahren zogen auch Bergleute ein.
In den 1890er Jahren zogen auch Bergleute ein. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Etwa 1200 Menschen lebten hier zur Zeit der Jahrhundertwende.
Etwa 1200 Menschen lebten hier zur Zeit der Jahrhundertwende. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Die alten Steine sind noch gut zu erkennen.
Die alten Steine sind noch gut zu erkennen. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Der Niedergang der Siedlung begann nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Niedergang der Siedlung begann nach dem Zweiten Weltkrieg. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Man baute die zerstörten Häuser nur halbherzig wieder auf.
Man baute die zerstörten Häuser nur halbherzig wieder auf. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Sieben Meisterhäuser - die ältesten Gebäude der Siedlung - wurden durch mehrgeschossige Neubauten ersetzt.
Sieben Meisterhäuser - die ältesten Gebäude der Siedlung - wurden durch mehrgeschossige Neubauten ersetzt. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Anfang der 1970er Jahre sollte die Siedlung abgerissen werden.
Anfang der 1970er Jahre sollte die Siedlung abgerissen werden. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
In den Gärten bauen die Bewohner Äpfel an.
In den Gärten bauen die Bewohner Äpfel an. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Dem phantasievollen Kampf der Bewohner ist zu verdanken, dass Eisenheim saniert wurde ...
Dem phantasievollen Kampf der Bewohner ist zu verdanken, dass Eisenheim saniert wurde ... © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
...  und die verbliebenen 38 Häuser zum Denkmal erklärt wurden.
... und die verbliebenen 38 Häuser zum Denkmal erklärt wurden. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Der Eisenheimer Ronald Günter hat das Blaue Bücherhaus am Anfang der Siedlung bauen lassen.
Der Eisenheimer Ronald Günter hat das Blaue Bücherhaus am Anfang der Siedlung bauen lassen. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Der Tonio Guerra Park gehört zu dem Haus von Ronald Günter.
Der Tonio Guerra Park gehört zu dem Haus von Ronald Günter. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Im Park sitzen Skulpturen von Ronald Günters Tochter.
Im Park sitzen Skulpturen von Ronald Günters Tochter. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Tonio Guereea ist ein italienischer Geschichtenerzähler. Er hat sich auch im Park niedergelassen, als Skulptur.
Tonio Guereea ist ein italienischer Geschichtenerzähler. Er hat sich auch im Park niedergelassen, als Skulptur. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Das Blaue Bücherhaus und der Tonio Guerra Park sind reine Kunstwerke, angelehnt an den Bauhaus-Stil.
Das Blaue Bücherhaus und der Tonio Guerra Park sind reine Kunstwerke, angelehnt an den Bauhaus-Stil. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
Die Straße am Tonio Guerra Park führt in die Siedlung Eisenheim.
Die Straße am Tonio Guerra Park führt in die Siedlung Eisenheim. © Kathrin Migenda /FUNKE Foto Services
1/20

Viele Besucher hat der Park nicht. „Kinder jedoch fragen mich oft, ob sie hier Kastanien sammeln dürfen. Und das dürfen sie natürlich“, erzählt Roland Günter. Im Sommer trat im Park ein Chor auf. Der Park war, wie Roland Günter erzählt, ausnahmsweise voller Menschen.

Ein roter Baumstamm

Besonders auffällig ist seit diesem Jahr der feuerrot gestrichene Baumstamm am Rande des Parks. „Diese Kastanie wurde von einem Blitz getroffen und starb ab. Sie hat sich nicht mehr erholt“, erzählt Roland Günter. Da fiel ihm ein italienischer Künstler ein, der in der Heimatstadt von Guerra mit einem rot gestrichenen Baumstamm ein berühmtes Kunstwerk erschaffen hatte. „Wir kennen diesen Künstler gut. Also haben wir ihn angerufen und gebeten, auch diesen Baum rot anzumalen“, so Roland Günter. Also kam der Italiener von Pennabilli nach Oberhausen und „schuf wieder eine Verbindung zu Tonino Guerra.“

Auf dem Grundstück steht direkt am Park angrenzend der „blaue Turm der vielen Bücher“, wie Roland Günter es nennt. Vor zwölf Jahren ließ er es gemeinsam mit seiner Frau Janne im Bauhaus-Stil erbauen. Die Farbgestaltung ist in den Mondrian-Farben Rot, Gelb und Blau gehalten. Das Haus selbst wird als Arbeitsplatz genutzt.

26 000 Bücher

Hier finden sich auf drei Etagen verteilt insgesamt 26 000 Bücher über Kunst, Kultur und Landschaftsgestaltung. „Außerdem liegt hier die größte Sammlung über Bücher der Industriekultur“, sagt Günter stolz. Alle Bücher habe er selbst gelesen. „Ich habe Geld lieber für Bücher ausgegeben. Deshalb fahren wir nur ein kleines Auto“, sagt er und lächelt. Erbaut wurde das Haus vom Bottroper Architekten Bernhard Küppers. Es ist eines seiner letzten Werke.

Auch interessant

„Auch dieses moderne Haus hat historische Grundmauern“, sagt Roland Günter und meint das wörtlich. Denn auf dem Gelände stand früher ein Haus im Stil der Eisenheim-Siedlung. Durch eine Luftmine wurde es zerstört und nach dem Krieg abgetragen. Das Grundstück kauften die Günters der Wohnungsgesellschaft ab und entdeckten beim Bau historische Grundmauern. „Exakt darauf haben wir das Haus erbauen lassen und schaffen so den Sprung von der Industriezeit in die Moderne.“