Oberhausen.. Nach mehr als 110 Jahren steht das Ende des Haushaltswarengeschäftes Wissing an der Lothringer Straße vor der Schließung. Ende 2017 ist Schluss.
Wer das Haushaltswarengeschäft Wissing an der Lothringer Straße betritt, taucht in eine Einkaufswelt ein, die man längst von großen SB-Warenhäusern verdrängt geglaubt hat: Porzellan, Gläser, Messer, Töpfe, Figuren, Siebe, Backformen, Trolleys, Kaffeemaschinen, Scheren, Dosenöffner, Vasen und und und. Die Artikel stapeln sich in den bis unter die Decke reichenden Regalen. Noch bis vor einigen Monaten stand Inhaberin Marianne Wissing selbst im Ladenlokal. Aus gesundheitliche Gründen geht das nicht mehr.
Nun kümmern sich Verwandte um das Geschäft. Doch nach dem Weihnachtsgeschäft 2017 wird endgültig Schluss sein. „Dann werden wir schließen“, sagt Wissings Neffe Hans-Georg Kehnen.
Parkplatzsituation nicht ideal
Die Umsätze stimmten seit einigen Jahren schon nicht mehr, ein Nachfolger, der das Geschäft weiter betreiben könnte, fand sich nicht. Die Parkplatzsituation an der Straße sei auch nicht gerade ideal, sagt Kehnen. Hinzu komme die ungünstige Einkaufssituation im Umfeld, einige Ladenlokale stehen leer. Immerhin: Die Unterstützung durch einen auf den Einzelhandel spezialisierten Mitarbeiter der Leverkusener Beratungsfirma Leicht & Co. mache sich positiv bemerkbar. Mit Aktionsverkäufen und Rabatten sei es mittlerweile gelungen, die Umsatzsituation zu verbessern.
Seit 113 Jahren gibt es das Geschäft. Johann Wissing gründete es 1903 als Schlosserei mit angeschlossenem Verkauf von Großgeräten wie beispielsweise Öfen und Herden. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm Johann Wissing (junior) den Betrieb. Als er starb, stellte seine Frau Ida das Sortiment auf Porzellan, Glas und Haushaltswaren um, die Schlosserei gab sie auf. Anfang der 70er Jahre schließlich übernahm Tochter Marianne Wissing das Geschäft und lenkte es auch durch schwierige Zeiten.
Keine Torschlusspanik
Das tat sie 18 Jahre lang gemeinsam mit ihrer Angestellten Monika Kupfer. Sie und ihr Mann Werner Lutz unterstützen die Familie um Hans-Georg Kehnen, Anneliese Kehnen und Christel Hattert nun dabei, den gewaltigen Warenbestand an den Kunden zu bringen. Zwar blickt Monika Kupfer (65) mit ein wenig Wehmut auf das kommende Aus, sie kann aber mit der Schließung des Ladens in die verdiente Rente gehen.
„Eigentlich wollten wir das Geschäft schneller abwickeln“, sagt Hans-Georg Kehnen. Doch das hätte bedeutet, die Masse an Waren für einen viel zu geringen Preis an einen Generalabnehmer verkaufen zu müssen. „Das wäre Wahnsinn gewesen.“ Inzwischen habe sich ja auch gezeigt, dass die Kundschaft anziehe und man nicht in Torschlusspanik verfallen müsse. Das umfangreiche Leihgeschirr des Geschäftes hat die Familie der Hilfsorganisation „Lirich ist bunt“ zur Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte an der Ruhrorter- und Duisburger Straße gespendet.
Neue Internetseite
„Zwei Weihnachtsgeschäfte und das nächste Ostergeschäft wollen wir noch mitnehmen“, sagt Kehnen.
Was das Haushaltswarengeschäft zu bieten hat, findet man auch auf einer neu eingerichteten Seite im Internet: wissing-glas-porzellan.de.