Oberhausen.. Oberhausener Einzelhändler reagieren auf zunehmende Konkurrenz im Internet. Kunden können vom Sofa aus Uhren anschauen, Wein oder Bücher bestellen.

Zuletzt mussten in Oberhausen immer wieder alteingesessene Händler ihre Geschäfte schließen. So auch das Haushaltswarengeschäft Grossebrockhoff an der Gildenstraße, das 124 Jahre in Osterfeld ansässig war.

Ein Grund dafür ist auch der Online-Handel, der viele Kunden weg aus den Innenstädten zieht. Laut einer Prognose des Instituts für Handelsforschung (IFH) wird der stationäre Einzelhandel in Oberhausen bis 2020 etwa 10 bis 15 Prozent an Umsatz verlieren. Für die Prognose hat das IFH auch die Einwohnerentwicklung, die Onlineaffinität der Bewohner und die Attraktivität und Kundenfrequenzen der lokalen Zentren miteinbezogen. Einige Händler reagieren und richten eigene Online-Shops ein.

Hans-Georg Gosda, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Osterfeld, sagt: „Der Online-Handel ist grundsätzlich für alle Einzelhändler ein Problem.“ Er erachtet besonders die fehlende Flexibilität des stationären Handels als nachteilig.

Kein Krümel vom Amazon-Kuchen

Doch nicht für jeden Einzelhändler bedeuten höhere Ausgaben im Internet auch weniger Einnahmen, wie Marc Heistermann, Geschäftsführer des Einzelhandelsverband Ruhr, erklärt. „Etwa ein Drittel der Einzelhändler haben auch online ein Standbein aufgebaut.“ Die Zukunft des Handels bestünde darin, beide Verkaufskanäle miteinander zu verknüpfen. Trotzdem sei es nicht für jeden Händler sinnvoll, auch einen Online-Shop zu leiten.

Einige Einzelhändler haben bereits einen eigenen Online-Shop im weltweiten Netz eingerichtet. Für Arndt Wiebus von der Buchhandlung Wiebus in Sterkrade liegt der größte Vorteil in der „vermeintlich ständigen Erreichbarkeit“. Seit zwei, drei Jahren betreibt der Buchhändler seinen Online-Shop. Trotz leicht steigender Benutzerzahlen macht sich Wiebus keine Illusionen: „Man sollte nicht glauben, man könnte damit kurzfristig den Erfolg vergrößern. Vom großen Amazon-Kuchen bekommt von uns kleinen Einzelhändlern keiner einen Krümel ab.“

Bei Uhren Schmiemann in der Oberhausener Innenstadt können sich Kunden durch die digitale Kollektion klicken. Gekauft wird allerdings immer noch im Laden. „Wir haben für unsere Kunden ein Online-Schaufenster, in dem sich aktuelle Modelle angucken können und solche, die noch reinkommen“, sagt Hartmut Bardenhorst, Geschäftsführer von Schmiemann. Da er immer noch viel Wert auf das Beratungsgespräch legt, wurde eine Zwischenlösung gefunden. „Die Kunden informieren sich vorab und können dann im Geschäft den Kauf abschließen.“

Beim Weinhaus Oberhausen kann auf der Internetseite das „Weintaxi“ bestellt werden. Ein Angebot, das sich an Stammkunden richtet. „Wir haben ja jetzt keine Preise auf der Seite. Aber wenn ich gerade in der Gegend bin, bring ich natürlich ein paar Flaschen vorbei“, sagt Andreas Düppengießer vom Weinhaus. Für den Inhaber steht bei diesem Extraservice der Kundennutzen im Vordergrund. „Es geht um eine gute Betreuung. Also findet das meiste auf einer persönlichen Ebene statt. Die Entscheidung liegt dabei immer auf meiner Seite.“ Abgelehnt auszuliefern habe er allerdings noch nie.

Innenstädte müssen Einkaufserlebnis bieten

Aber auch der stationäre Handel bietet dem Kunden Vorteile, wie Guido Zakrzewski, Leiter des Bereichs Handel und Dienstleistungen bei der IHK zu Essen, erklärt: „Die Überschaubarkeit und Authentizität sind Faktoren, die dem stationären Markt zu Gute kommen.“ Zwar seien die verschiedenen Standorte in Oberhausen sehr differenziert zu betrachten. Trotzdem sei es notwendig, dass sich ansässige Unternehmen im Internet aufstellen und sich an Online-Marktplätzen beteiligen.

Auch Franz-Josef Muckel, City-Manager in Oberhausen, ist von dem Angebot der hiesigen Läden überzeugt: „In Oberhausen findet man alles genauso preiswert wie im Internet.“ Wenn nicht, seien die meisten Händler nach einem Gespräch bereit, sich dem niedrigeren Preis der Konkurrenz anzupassen.

Doch nicht nur der Online-Handel ist laut Marc Heistermann für Einzelhändler in Oberhausen ein Problem. Für den Kunden sei es nicht schön, beim Einkaufen an so vielen Leerständen vorbeizulaufen. „Die Innenstädte müssen dem Kunden ein Einkaufserlebnis bieten. Der Rahmen muss stimmen und der Kunde muss sich sicher fühlen.“ Wichtig sei es, dass dies auch die Politik verstehe. Schließlich funktionierten Innenstädte ohne Einzelhandel sehr schwer. Momentan diskutiere man über zu lange Fußgängerzonen, wie beispielsweise die Marktstraße.