Oberhausen. . Im Sommer schließt die Hauptschule St. Michael. Nach 47 Jahren ist Schluss im Knappenviertel. Schüler und Lehrer bebauern das sehr.
Wenn am Abend des 1. Juli ein buntes Feuerwerk über dem Knappenviertel erstrahlt, wird die Hauptschule St. Michael Geschichte sein. Mit dem Ende des Schuljahres und dem letzten Sommerfest wird die Schule geschlossen – nach 47 Jahren. Schüler und Lehrer bedauern das Aus sehr, die Stimmung ist getrübt.
Lange Gesichter gibt es deshalb auch in der aktuellen Abschlussklasse 10 b – die letzte Klasse, die die Hauptschule in wenigen Wochen mit der Fachoberschulreife in der Tasche verlassen wird. Die meisten Schüler haben schon ganz genaue Pläne für die Zeit danach: Einige wechseln in die gymnasiale Oberstufe, viele haben bereits einen Ausbildungsvertrag unterschrieben – als Mechatroniker oder Einzelhandelskaufmann zum Beispiel.
„Wir sind versorgt, aber um die nachfolgenden Schüler tut es mir sehr leid“, sagt Nico Topal. „Auf ihnen lastet eh schon ein großer Druck, wenn sie jetzt auch noch die Schule wechseln müssen, schlägt sich das bestimmt auf die Noten nieder.“
Wechsel zur Hauptschule Alstaden
Der 17-Jährige meint den anstehenden Wechsel der achten und neunten Klassen an die Hauptschule Alstaden. Dort geht der Betrieb noch zwei Jahre weiter, um auch den letzten Hauptschülern in Oberhausen einen Abschluss zu ermöglichen.
„Unsere Erinnerungen an die Schule sind nur gut“, erzählt Angelina Brands. Seit Generationen gehen viele Kinder – nicht nur aus dem Knappenviertel – auf die St.-Michael-Schule. Auch Angelinas Mutter war einst hier Schülerin, das Aus beschäftigt deshalb die ganze Familie.
„Dem Viertel wird etwas fehlen“, sagt die 17-Jährige, die nach ihrem Abschluss am liebsten eine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester machen möchte. Klassenkamerad Justin stimmt zu: „Auch nach dem Unterricht kommen immer sehr viele Kinder her, um Basketball zu spielen oder einfach Zeit miteinander zu verbringen.“
Es sei das große Willkommensgefühl, was auch ihm immer gefallen habe, sagt Nico Topal. „Ich laufe über den Schulhof und fühle mich zu Hause.“
Trotz der Trauer wollen die Schüler beim letzten Sommerfest der Schule am 1. Juli noch einmal richtig feiern. „Und wir möchten ein Zeichen setzen“, sagt Lehrer Heinz Höltgen, der sich mit dem Aus für Hauptschulen nicht abfinden mag. Vielleicht denke die Politik ja doch noch einmal über die Entscheidung nach, die Schulform auslaufen zu lassen. „Die Hauptschule muss wieder eingeführt werden.“ Viele Kinder würden sonst im Schulbetrieb untergehen.
Hintergrund
Die Entscheidung für das endgültige Aus der Oberhausener Hauptschulen traf die Stadt im Jahr 2012. Grund waren rückläufige Anmeldezahlen, so dass eine nötige Zweizügigkeit nicht mehr gewährleistet war.
Die knapp75 Schüler der Klassen 8 und 9 der Hauptschule St. Michael werden nach den Sommerferien an die Hauptschule in Alstaden wechseln. Dort werden dann die letzten beiden Hauptschuljahrgänge unterrichtet.
Schülerstimmen
„ Ich war sehr froh, als ich von der Realschule auf die St.-Michael-Schule gewechselt habe. Ich hatte kaum Startschwierigkeiten, habe mich hier sofort eingelebt, die Lehrer und Schüler haben mich sofort aufgenommen. Schon meine Mutter ist auf diese Schule gegangen. Dass es sie bald nicht mehr geben soll, finden wir alle sehr traurig.“ Angelina Brands
„Seit der fünften Klasse war ich auf dieser Schule. Früher hatte ich mal Probleme im Englisch-Unterricht. Aber die Lehrer haben mich sehr unterstützt, haben ihre Zeit geopfert, um mir zu helfen. Das werde ich nicht vergessen. Auch mit privaten Problemen konnten wir immer zu ihnen kommen, da wurde niemand abgewiesen.“ Justin Stief
„Die Klassenfahrten werden mir immer in Erinnerung bleiben, es war immer schön, wenn wir alle zusammen waren. Das Wichtigste, das ich hier gelernt habe, ist ein starkes Selbstwertgefühl. Uns wurde vermittelt, dass wir an uns glauben sollen, auch wenn die Hauptschule bei manchen Leuten keinen guten Ruf genießt.“ Cindy Lobsch
„Bei unserem Sozialpraktikum in der achten Klasse haben wir wirklich fürs Leben gelernt. Wir waren in Altenheimen und haben uns mit älteren Leuten beschäftigt. Das war wirklich nicht immer einfach. Ich wusste zuerst gar nicht, was da auf mich zukommt. Aber wir haben gelernt, einfühlsam zu sein. So konnten wir die Aufgabe bewältigen.“ Franzi Eze