Alstaden. Im Carl-Sonnenschein-Haus leben rund 80 wohnungslose Menschen. Einer von ihnen ist Michael G. Das Haus lädt zum Tag der offenen Tür. Nachbarn sollen Einblick ins Leben der Bewohner bekommen

Mit einem Tag der offenen Tür lädt das Carl-Sonnenschein-Haus die Nachbarn ein, ein Sommerfest zu feiern und sich die Caritas-Einrichtung anzusehen, in der rund 80 wohnungslose Menschen leben.

Einer von ihnen ist Michael G. Der 42-Jährige ist im Oktober 2014 in das Haus an der Bebelstraße 205 eingezogen. „Gott sei Dank“, sagt er. Lange hat er nicht auf der Straße gelebt: „Nur eineinhalb Wochen.“

Seine Wohnung verlor er durch einen „Burnout“, wie er es selber schildert. „Diagnostiziert wurde er aber nie bei mir“, sagt er.

Über die genauen Gründe, die ihn damals aus der Bahn warfen, spricht er ungern. Kurz und knapp sagt er: „Es waren familiäre Sachen.“ Die Folgen waren für Michael G. dramatisch. Er schaffte es nicht mehr, sich um seinen Alltag zu kümmern. Post blieb ungeöffnet, Rechnungen bezahlte er nicht. Zum Schluss verlor er die Wohnung. „Das habe ich billigend in Kauf genommen“, sagt er.

Zuerst kam er bei Freunden unter. Deren Geduld war aber endlich. „Ich hatte versucht, Hilfe zu bekommen“, sagt er, „aber wohl an den falschen Stellen.“ So geht es den Bewohnern vom Carl-Sonnenschein-Haus häufig. „Es sind oftmals normale Menschen, die solche Einrichtungen wie unsere meist nicht kennen“, sagt Marc Wroblewski, Leiter der Einrichtung. Und auch Michael G. hatte selbst die Stereotype von Obdachlosen im Kopf, die am Bahnhof herumlungern und trinken.

Auf der Straße gelandet

Als er zum Schluss selbst auf der Straße landete, änderte sich dieses Bild. Draußen begann es schon kalt zu werden – es war Herbst. „Im Schlaf habe ich gefroren. Nach dem Aufstehen musste ich eine Runde Joggen, um überhaupt warm zu werden“, sagt er. Ein Alltag, der mit dem gewohnten bürgerlichen Leben schwer vereinbar war. „Ich wollte trotzdem in legalen Bahnen bleiben“, sagt er. Und das tat er. Er hörte vom Carl-Sonnenschein-Haus. Dann stand er dort auf der Türschwelle und zog ein. „Hier bekam mein Leben wieder eine Struktur.“ Bald beginnt er einen Lehrgang vom Jobcenter, um wieder als Pädagoge im Offenen Ganztag zu arbeiten. Das machte er auch schon, bevor er in dem tiefen, schwarzen Loch versackte, das ihn vor knapp anderthalb Jahren seine Wohnung kostete.

Im Carl-Sonnenschein-Haus lernte er, wieder auf seinen eigenen Beinen zu stehen. Er arbeitete im Café, bastelte in der Werkstatt mit Holz und brachte sich auch beim Sommerfest ein. Dort verkauft er Kunsthandwerk. Marc Wroblewski sagt: „Es ist nicht nur ein Fest für die Nachbarn, sondern vor allem für die Bewohner.“ Und zumindest was Michael G. betrifft, gibt es einiges zu feiern. Er liebäugelt damit, in eine eigene Wohnung zuziehen.

Ein Fest für Nachbarn und Bewohner

Das Sommerfest im Carl-Sonnenschein-Haus, Bebelstraße 205, ist am Sonntag, 6. September. Es beginnt um 11.30 Uhr mit einem Gottesdienst in St. Antonius, Antoniusplatz 2. „Wir sind ein Teil des Stadtteils und setzen uns mit dem Fest für ein harmonisches Miteinander ein“, sagt Marc Wroblewski.

Das ist auch der Grund, warum das Fest mit einem Gottesdienst startet. Um 12 Uhr wird es dann offiziell in der Einrichtung eröffnet. Es spielt die Band „Anhaltender Misserfolg“ und Schauspieler Roland von Rauxel liest Texte, die die Gäste zum Schmunzeln bringen sollen. Daneben gibt es Kinderspiele, Grill- und Imbissstände im Hof, ein Kuchenbuffet sowie eine Cocktail-Bar.

Das letzte große Fest dieser Art gab es im Carl-Sonnenschein-Haus 2012. In diesem Jahr feierte die Einrichtung ihr Jubiläum zum 50-Jährigen Bestehen. Seit einem Jahr ist Marc Wroblewski der neue Leiter. Er kam auf die Idee, wieder ein Fest für die Bewohner und Nachbarn auf die Beine zu stellen. Das Fest soll es ab jetzt jedes Jahr geben. Die Bewohner haben fleißig mitgeholfen und sich bei den Vorbereitungen eingebracht.