Oberhausen. Im Lito-Palast feiert das Lustspiel „Zu früh getraut“ eine umjubelte Premiere. Nach einem wilden Junggesellenabschied steht die falsche Frau an der Seite des Bräutigams. Das Stück ist ein lohnenswerter und amüsanter Zuwachs im Repertoire der Kleinstädter Bühne.
Die ersten Sonnenstrahlen kitzeln in der Nase. Der Schmerz schießt David Brandsten (Markus Psotta) direkt in den Schädel. Chipstüten liegen überall auf dem Teppich verteilt. Überhaupt wirkt das Wohnzimmer, als wäre gerade eine Bombe eingeschlagen. Es hämmert und pocht unter der Schädeldecke: Dieser Junggesellenabschied ist arg aus dem Ruder gelaufen.
Langsam werden die Gedanken klarer. Und die Premieren-Besucher im randvoll gefüllten Lito-Palast in Sterkrade fangen am Sonntagabend an, mit dem Hauptdarsteller des neuen Lustspiels „Zu früh getraut“ zu grübeln. Kann es denn sein, oder doch nicht? Ein kleines Stück Papier bringt die Hauptfigur des zweieinhalbstündigen Komödie in Erklärungsnöte.
Taube Hamster und Wandernonnen
Eigentlich wollte er doch heiraten, Vanessa (Patricia Schäfer), doch nun steht da der Name einer Tänzerin (Sabine Dymek) auf der Heiratsurkunde, die bei seiner heiteren Party noch aus der Torte sprang. Er hat sich in hemmungsloser Atmosphäre einfach zu früh getraut. Um Gottes willen, will man rufen. Doch von Davids Freund Paul Logan, wunderbar wortkarg und emotionslos von Johannes Hemsing gespielt, ist keine Hilfe zu erwarten. Dabei besitzt er als Diakon den besten Draht nach oben, wirkt aber nicht wie ein Ruhepol im Chaos, das David längst über den Kopf wächst. Wie annulliere ich nur diese Schnapsidee von Ehe, bevor die wahre Angebete Wind davon bekommt?
Die Verwechslungskomödie nimmt fortan Fahrt auf. David versucht, sein Missgeschick mit Hilfe seines Freundes Ian Thomas — gespielt von Michael Oslislo, der zugleich Regie führt — zu vertuschen. Dafür balanciert er im zwölften Stock auf der Fensterbank, sucht einen tauben Hamster, zaubert selbstständige Wandernonnen aus dem Hut und muss Fragen zum Tortengebäck beantworten.
Roter Faden trotz Wirrwarr erkennbar
Das klingt verwirrend. Doch in all dem Wirrwarr behält „Zu früh getraut“ zu jederzeit den roten Faden. Wenn Markus Psotta die Hauptfigur auf den Knien krabbeln, die Arme über den Kopf zusammenschlagen und seine Gesichtszüge, dem drohenden Unheil entgegenblickend, entgleisen lässt, dann wirkt es wie bei einem Hundertmeterläufer nach der zehnten Tasse Kaffee. Wie heißt wie es zwischendurch so schön: „Ein Esel, der sich zum Affen macht und viel Glück braucht, um nicht vor die Hunde zu gehen.“
Die Geschichte des Stücks wird temporeich erzählt, verliert sich bei aller Turbulenz aber nicht in überdosierter Hektik. „Zu früh getraut“ ist ein lohnenswerter und amüsanter Zuwachs im Repertoire der Kleinstädter Bühne.
Für die Komödie „Zu früh getraut“ gibt es weitere Termine: 25. 1./1.2. (Samstag), jeweils 19 Uhr. 26.1./2.2./9.2. (Sonntag), jeweils 17 Uhr. Karten unter: www.kleinstaedter.de.