Sterkrade. Einzelhändler verzeichnen Umsatzeinbußen an Jahrmarkt-Tagen. Das Modehaus Lantermann etwa setzt auf innovativere Aktionen in der Zukunft.

In wenigen Tagen beginnt sie wieder – die Sterkrader Fronleichnamskirmes – und versetzt einen ganzen Stadtteil in den Ausnahmezustand. Tausende Menschen strömen in die City. Ein Bild, das die Einzelhändler vor Ort allerdings mit gemischten Gefühlen betrachten.

Beispielsweise Manfred Assmacher, Inhaber des gleichnamigen Modefachgeschäftes an der Steinbrinkstraße: „Ich sehe die Kirmes in jedem Jahr mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“ Lachend, weil es eine gute Werbung für den Stadtteil sei. Weinend, „weil dann kaum ein Kunde den Weg durch die Massen zu uns ins Geschäft findet“. Assmacher ist sicher, dass von der Kirmes in erster Linie Gaststätten und Imbissstuben profitieren.

Mit der Kirmes aufgewachsen

Das bestätigt Linda Terhorst, die mit ihrer Schwester vor zwei Jahren der Familientradition folgte und die Gaststätte „Klumpen Moritz“ an der Bahnhofstraße übernahm: „Wir sind mit der Kirmes aufgewachsen.“ Noch heute treffen sich hier nicht nur Alteingesessene zum Kirmesfrühschoppen. „Es kommen viele Kirmesbesucher, die froh sind, mal im Sitzen ein Bier zu trinken und eine Toilette benutzen zu können“, sagt Terhorst schmunzelnd. Während der Kirmes würden Familienmitglieder und Freunde aktiviert, um zu helfen – auch das sei Tradition.

Während sich die Gastronomie freue, würden wohl alle anderen Branchen Abstriche bei den Einnahmen machen müssen, ist sich Assmacher sicher: „Es ist eine spürbare Zäsur für den Einzelhandel.“

Mobiles Parkleitsystem

Dennoch gehören die Karussell- und Geisterbahn-Tage zu Sterkrade: „Auch ich gehe gerne mal über die Kirmes.“ Assmacher wünscht sich jedoch, dass an diesen Tagen eine Art mobiles Parkleitsystem eingerichtet werden könnte: „Dann hätten Auswärtige, die nicht über die Kirmes gehen, sondern einkaufen wollen, vielleicht eine Chance auf einen Parkplatz.“

Und noch eines kritisiert der Einzelhändler: „Ich wünsche mir, dass wir Händler besser in die Planung der Kirmes einbezogen würden, um es für uns Einzelhändler besser zu gestalten.“ Vor drei bis vier Jahrzehnten sei das üblich gewesen.

Umsatzschwache Kirmestage

Kurz und knapp fällt die Einschätzung von Renate de Witt, Betreiberin des Klosterladens an der Ramgestraße, in Sachen Kirmes aus: „Seitdem es den Klosterladen gibt, haben wir an diesen Tagen geschlossen.“ Da sei nicht das Publikum unterwegs, das den Klosterladen besuchen würde.

Auf eher umsatzschwache Kirmestage hat sich auch Nils Möller vom Modehaus Lantermann eingestellt: „Unsere Stammkunden müssen dann weite Wege in Kauf nehmen.“ Erstmals in diesem Jahr startet Möller mit seinem Team die Aktion „Kirmespreise“ mit besonderen Angeboten: „Immerhin sind rund eine halbe Million Menschen während der Kirmes in Sterkrade.“

Möller wünscht sich künftig mehr Aktionen der Händler: „Wir machen derzeit einfach zu wenig aus der Kirmes!“ Er möchte den Werbeeffekt dieser Veranstaltung auch für den Handel besser nutzen und hofft auf innovative Ideen.