Oberhausen. . Am Holtener Bruch in Oberhausen laufen die Arbeiten fürs Pumpwerk. Eingesetzt wird eine eigens dafür gebaute Maschine – der Schlitzwandgreifer.
An der Stadtteilgrenze von Biefang und Holten dreht derzeit eine Maschine ihre Runden, von der es kein zweites Exemplar in Europa gibt. 150 Tonnen schwer ist das Gerät, das eigens für die Arbeiten auf einer der tiefsten Erdbaustellen Deutschlands geschaffen wurde: Auf dem Holtener Bruch entsteht für die Emschergenossenschaft ein gewaltiges Pumpwerk. Der Schlitzwandgreifer – so der Name der schweren Maschine – schafft dafür nur die Baugrube.
Die Emschergenossenschaft steckt nahezu in den letzten Zügen ihres Generationenprojektes Emscherumbau. Im Kern wird auf 51 Kilometern zwischen Dortmund und Dinslaken ein neuer unterirdischer Abwasserkanal gebaut, durch den künftig der stinkende Unrat abgeleitet wird. Die über Jahrzehnte gebeutelte Emscher wäre dann ein sauberer Fluss. 4,5 Milliarden Euro kostet das auf 30 Jahre angelegte Projekt. In Oberhausen – auf der Grünfläche Holtener Bruch – hat mit dem Einsatz des Schlitzwandgreifers der letzte Kanalabschnitt begonnen.
15,3 Kubikmeter Abwasser pro Sekunde
Die Stuttgarter Firma Züblin Spezialtiefbau und die Firma Klient wurden mit dem Bau des Pumpwerks beauftragt. Dreieinhalb Jahre wird es laut Emschergenossenschaft dauern, das unterirdische Bauwerk in über 40 Metern Tiefe mit zehn Hochleistungspumpen zu errichten. Sie können bis zu 15,3 Kubikmeter Abwasser pro Sekunde abtransportieren. Nötig ist diese Kraft wegen der Höhenunterschiede, die das Abwasser im Pumpwerk bewältigen muss. Der Kanal kommt aus Buschhausen in 38 Metern Tiefe an. „Hier erreicht der Abwasserkanal seinen tiefsten Punkt“, sagt Simone Kern, Pumpwerk-Projektleiterin. Die Hochleistungspumpen bringen das Schmutzwasser bis an die Oberfläche. Oberirdisch wird es durch geschlossene, mit Erde und Grün abgedeckte Abwasserrohre zum Klärwerk nach Dinslaken geführt.
Der Schlitzwandgreifer erledigt die aufwändige Vorarbeit fürs Pumpwerk: Sein Greifarm gräbt die kreisrunde Baugrube. 50 Meter tief ragt dieser Kreis, der später als zwei Meter breite wasserdichte Wand der Baugrube dient. Die Schlitzwand wird mit 17.000 Kubikmetern Beton aufgefüllt. Erst dann lässt die Emschergenossenschaft die Baugrube ausheben.
Projekt Emscherumbau bis 2020
Rund 80.000 Kubikmeter Erdboden sollen über eine eigens für diese Baustelle geschaffene Behelfsbrücke vorbei am Chemiewerk Oxea abtransportiert werden. Die Brücke wird bis November wenige hundert Meter von der Königstraße über die Emscher gebaut worden sein. „Was die Dimension angeht, ist diese Baugrube in Deutschland einzigartig“, sagt Kern.
Allein für diese Grube rechnet die Emschergenossenschaft mit einer Arbeitszeit von rund einem Jahr. 2017 startet also der Bau des Pumpwerks. Bis 2020 soll das Milliardenprojekt Emscherumbau abgeschlossen sein.
Die Bauzeit von dreieinhalb Jahren bezeichnet Projektleiterin Kern als sportlich: „Wir errichten in großer Tiefe komplexe Decken und Wände, dazu kommen Elektrotechnik, Betriebsgebäude und Außenanlagen.“ Die Herausforderung liege aber nicht nur in der Tiefe und Größe der Baustelle, sondern auch im Bauablauf: „Es werden viele Tätigkeiten parallel in großer Tiefe und auf unterschiedlichen Höhen laufen. Das ist eine wahnsinnige Baulogistik.“
Rund 60 Millionen Euro wird der Bau des Pumpwerks kosten. Dazu werden laut Emschergenossenschaft 15 Kilometer Kabel und rund 700 Meter Druckrohrleitungen verlegt. Neben zehn Hochleistungspumpen können vier weitere Pumpen nachgerüstet werden. Für Besucher wird es eine Aussichtsplattform geben, Grünflächen sollen für Gemüse- und Blumenanbau verpachtet werden.