Oberhausen. Die Emschergenossenschaft investiert 100 Millionen Euro in ein Abwasser-Pumpwerk in Oberhausen. Es soll sogar eine Aussichtsplattform gebaut werden.

Zum ersten Spatenstich für das 100 Millionen Euro teure Pumpwerk Oberhausen trafen sich am gestrigen Mittwoch an der Kurfürstenstraße Vertreter von Stadt und Emschergenossenschaft. Sie wurden Zeugen eines bedeutenden Eckpunktes des Emscherumbaus.

„In einigen Jahren wird der Abwasserkanal Emscher hier in fast 40 Metern Tiefe, und damit drei Meter unterhalb des Meeresspiegels, ankommen“, wies Uli Paetzel, neuer Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, auf eine weitere Baumaßnahmen hin. Das Pumpwerk Oberhausen wird das Abwasser aus dem Kanal dann aus der Tiefe auf ein oberflächennahes Niveau heben. So kann es drei Kilometer weiter in das Klärwerk Emschermündung in Dinslaken fließen.

Behelfsbrücke übers Oxea-Gelände

Zur Verwirklichung dieser Pläne bis 2019/20 entsteht in Holten jetzt die größte Baugrube in Nordrhein-Westfalen. Ein 150 Tonnen schwerer sogenannter Schlitzwandbagger, der einzige auf einer Baustelle in Europa, wird das Erdreich herausholen, erklärte Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. Bevor die Grube innen ausgebaggert werden kann, wird zunächst außen ein Ring ausgehoben und mit Beton ausgegossen, damit sie stabil ist“, sagte Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Aus dem inneren Bereich der Grube werden nach und nach rund 120.000 Lkw-Ladungen Erdreich geholt.

Um die Anwohner mit dem Abtransport möglichst wenig zu stören, habe man eine Behelfsbrücke gebaut, über die die mit dem Erdreich beladenen Lkw übers Oxea-Gelände zur A3 geführt werden. In die ausgebaggerte, rund 40 Meter tiefe und 43 Meter breite Baugrube passe ein 15-stöckiges Haus, verdeutlichte Grün. Statt dessen wird dort das Pumpwerk seinen Platz finden, um rund 170 Millionen Kubikmeter Abwasser pro Jahr zu heben. Paetzel hatte es anders ausgedrückt: „Mit diesen Pumpen ist der Gasometer in weniger als drei Stunden mit Wasser zu füllen.“

OB: "Großer Gewinn und enorme Aufwertung"

Das Pumpwerk wird nicht nur seinen Zweck erfüllen, es soll gut aussehen und den Bürgern etwas bieten. So sind eine Aussichtsplattform und ein öffentlicher Garten geplant. Zusätzlich wird die Emscher in diesem Bereich als idyllische Auenlandschaft renaturiert.

„Für unsere Stadt ist der Emscherumbau ein großer Gewinn und eine enorme Aufwertung, für unsere Region das vielleicht symbolträchtigste Projekt des Strukturwandels“, bekannte sich auch Oberbürgermeister Daniel Schranz zu dem Vorhaben. Das zeige ihm auch: „In Deutschland sind Großprojekte möglich.“

Der Wandel der Emscher

Die Emscher in Oberhausen wie man sie kennt. Schnurgerade fließt sie neben dem Rhein-Herne-Kanal.
Die Emscher in Oberhausen wie man sie kennt. Schnurgerade fließt sie neben dem Rhein-Herne-Kanal. © Emschergenossenschaft
Zwischen der Emscher und dem Rhein-Herne-Kanal ...
Zwischen der Emscher und dem Rhein-Herne-Kanal ... © Gerd Wallhorn / Funke Foto Services
... kann man mit dem Fahrrad auf der Emscherinsel fahren.
... kann man mit dem Fahrrad auf der Emscherinsel fahren. © Kathrin Migenda / Funke Foto Services
Doch die Emscher floss nicht immer schnurgerade durch Oberhausen. Bevor sie begradigt wurde, floss sie wie der Rhein kreuz und quer mit etlichen Kurven. Wenn zu viel Wasser vorhanden war, gab es Überschwemmungen an der Emscher, wie hier in Dortmund im Jahr 1900. An der Mündung wurde eine neue Trasse gebaut – von Oberhausen nach Walsum.
Doch die Emscher floss nicht immer schnurgerade durch Oberhausen. Bevor sie begradigt wurde, floss sie wie der Rhein kreuz und quer mit etlichen Kurven. Wenn zu viel Wasser vorhanden war, gab es Überschwemmungen an der Emscher, wie hier in Dortmund im Jahr 1900. An der Mündung wurde eine neue Trasse gebaut – von Oberhausen nach Walsum. © Emschergenossenschaft
Die Emscher bei Oberhausen. Im Hintergrund der Gasometer um 1935.
Die Emscher bei Oberhausen. Im Hintergrund der Gasometer um 1935. © Emschergenossenschaft
Die Arbeiten am 77 kilometerlangen Emscherverlauf dauerten bis 1927 an.
Die Arbeiten am 77 kilometerlangen Emscherverlauf dauerten bis 1927 an. © Emschergenossenschaft
Es entstanden im gesamten Revier „Köttelbecken“ von insgesamt 223 Kilometern Länge. Deutlich zu erkennnen ist der markante Gasometer, im Jahr 1955.
Es entstanden im gesamten Revier „Köttelbecken“ von insgesamt 223 Kilometern Länge. Deutlich zu erkennnen ist der markante Gasometer, im Jahr 1955. © Emschergenossenschaft
Der neue Emscherverlauf in Oberhausen 1955.
Der neue Emscherverlauf in Oberhausen 1955. © Emschergenossenschaft
Die Kläranlage Läppkes Mühelnbach in Oberhausen im Jahr 1960.
Die Kläranlage Läppkes Mühelnbach in Oberhausen im Jahr 1960. © Emschergenossenschaft
Hier fließt die Emscher schnurgerade durch Oberhausen. Doch die Köttelbecke soll renaturiert und in Rohren unter der Erde verlaufen.
Hier fließt die Emscher schnurgerade durch Oberhausen. Doch die Köttelbecke soll renaturiert und in Rohren unter der Erde verlaufen. © Kathrin Migenda / Funke Foto Services
Die Baustelle an der A 42 in Bottrop zeigt den Einstieg in den Schacht, der unter der Erde gebaut wird.
Die Baustelle an der A 42 in Bottrop zeigt den Einstieg in den Schacht, der unter der Erde gebaut wird. © Winfried Labus / Funke Foto Services
Dieser Tunnel führt zur Baustelle, wo die Rohre für die Emscher verlegt werden.
Dieser Tunnel führt zur Baustelle, wo die Rohre für die Emscher verlegt werden. © Martin Möller / Funke Foto Services
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