Oberhausen. . Investor Klaus Störmann will doch keine Brauchwassernutzung anlegen. Arbeiten sind fast vollendet; die ersten Mieter wollen im September einziehen.
Stillstand an Oberhausens erster vom Umweltministerium NRW ausgezeichneter Klimaschutzsiedlung in Schmachtendorf: Die Störmann Bauträger GmbH will von dem ursprünglich mit der Stadt vereinbarten Bauplan abweichen – und die Brauchwassernutzungsanlage doch nicht bauen. Stattdessen soll das Regenwasser nun in den nahe gelegenen Bachlauf Tüsselbeck fließen.
Das Konzept der Siedlung zielt aufs Energiesparen. Laut Bauherr Klaus Störmann soll das Projekt beweisen, „dass auch Häuser für den sozialen Wohnungsbau hochwertig sein können“. Von den Gesamtbaukosten in Höhe von 8,7 Millionen trägt das Land knapp 4,8 Millionen Euro. Trumpfen will Störmann nach wie vor mit der Nebenkostenbilanz. Die bleibe minimal, betont er.
Eine 30 Zentimeter dicke Fassade, eine 50 Zentimeter starke Dachdämmung, Fenster mit Dreifachverglasung, Erdwärmepumpen und eine Wohnraumbelüftungsanlage machen’s möglich. „Selbst bei Hitze ist das Raumklima in den Wohnungen top“, hat Klaus Störmann an den heißen Tagen selbst getestet.
Zu viel Wasser, zu lehmiger Boden
Die mit Solarenergie kombinierten Erdwärmepumpen sollen künftig den kompletten Wärmebedarf der Häuser, inklusive der Warmwasserbereitung, abdecken. Mindestens ein Obstbaum werde in jeden Garten gepflanzt. Zur Autobahnseite hin sollen weitere Baumreihen gesetzt werden. Ein Konzept, das überzeugte und dem Bauvorhaben vom NRW-Umweltministerium die Auszeichnung als „Klimaschutzsiedlung“ bescherte.
20 Einfamilien-Doppelhaushälften und 24 Wohnungen sind bereits fast fertig. Nach Angaben des Bauträgers befindet sich die Siedlung in der Endphase vor der Vollendung. „Zurzeit sind noch Maler, Heizungsbauer und Elektriker im Einsatz.“ Die ersten Mieter sollen bereits zum 1. September einziehen. Zumindest, wenn sich Klaus Störmann mit der Stadt einigen kann.
Einheiten von 40 bis 127 Quadratmeter
Die Größe der Einfamilienhäuser liegt zwischen 102 und 127 qm (vier bis fünf Zimmer).
Die Ein- bis Zweiraum-Wohnungen sind zwischen 40 und 68 Quadratmetern groß. In den vier Mehrfamilienhäusern sind jeweils zwei Wohnungen rollstuhlgerecht ausgestattet.
Aufzüge sind dort ebenfalls eingebaut. 5,15 Euro pro Quadratmeter sind für Wohnungen und Mietshäuser als Kaltmiete fällig.
Denn entgegen der im Erschließungsvertrag getroffenen Vereinbarungen will der Bauherr das Regenwasser jetzt in den nahen Bachlauf einleiten.
Laut Störmann habe sich während der Bauphase ergeben, dass zu viel Brauchwasser anfalle. „Solche Mengen können unsere Mieter gar nicht verbrauchen.“ Einer Versickerung auf den Grundstücken aber erteilte das städtische Umweltamt inzwischen eine Absage. „Der Boden ist zu lehmig, das Wasser würde sich stauen und wir bekämen dort Probleme mit nassen Kellern“, bestätigt Markus Werntgen-Orman, Bereichsleiter Umweltschutz. Im Interesse dieses Vorreiter-Bauprojektes seien aber beide Seiten an einer raschen Lösung interessiert – wie auch Stadtsprecher Rainer Suhr bestätigt.
Stadt prüft den Alternativvorschlag
„Herr Störmann hat uns bereits einen Alternativvorschlag vorgelegt“, sagt Werntgen-Orman. Dieser sehe drei kleinere Anstaukanäle vor, über die das Niederschlagswasser der Siedlung kontrolliert abfließen könnte.
Das Grundstück, auf dem die Anlage entstehen soll, befindet sich allerdings im Privatbesitz. Die Verhandlungen mit dem Eigentümer liefen noch. Aber auch die Verwaltung müsse nun erst prüfen, ob sich für die Stadt der Aufwand durch die Kanalanlage erhöhen könnte, führt Werntgen-Orman aus. Schließlich handele es sich dabei um eine öffentliche Entwässerungsanlage, die künftig von der Stadt kontrolliert werden müsste.