Oberhausen. Der Kabarettist verschachtelt Sätze und enthüllt Gebräuche im ausverkauften Ebertbad. „Immer ist was, weil sonst wär ja nix“ feiert Premiere. Abrisskalendersprüche fliegen den Zuhörern nur so um die Ohren. Seine Verpackungskunst beginnt bei unsinnigen „Piss-Bons“ an der Autobahn-Raststätte.
Wenn Kai Magnus Sting sorgsam überlieferte Alltagsphrasen in Schachtelsätze verpackt, könnte man glauben, es sei schon wieder Weihnachten. Ist es aber nicht. Obwohl das neue Programm des Duisburgers das so nicht gelten lässt: „Immer ist was, weil sonst wär ja nix!“ Bei der Premiere am Samstagabend im ausverkauften Ebertbad hatten Sting und Publikum beim Auspacken gleichermaßen Spaß.
Zier-Kürbisse im Ohrensessel
Stings Verpackungskunst beginnt bei unsinnigen „Piss-Bons“ an der Autobahn-Raststätte und endet bei Partnerinnen im Deko-Wahn, die der heimischen Kommode das Wandern beibringen.
70 Cent kostet die Verrichtung der Notdurft mittlerweile. „Und für 1,40 DM hat man früher schon eine Menge Knöterich an der Bude bekommen.“ Sting erbost sich über die Pinkel-Preise. Und noch mehr über den 50-Cent-Gutschein auf der Rückseite der Bonds. Also werden diese gesammelt. Mehr oder weniger freiwillig. Kai Magnus Sting rechnet vor: „Ich habe so viele, mir müssen schon alle norddeutschen Raststätten gehören!“
Der Kabarettist sitzt meistens an einem kleinen Tisch. Gestikuliert. Erhebt die Stimme, wenn er über Zier-Kürbisse schwadroniert. „Männer wohnen, Frauen dekorieren!“ Und so thront im heimischen Ohrensessel folgerichtig ein Prachtexemplar, von der Gattin liebevoll platziert. Weil es so schön aussieht. „Früher saß ich da!“
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Kai Magnus Sting holt die Besucher beim Alltags-Nonsens ab. Das ist lustig. Weil es so schön wahr ist. Manchmal dreht er aber eine Schleife zu viel. „Is’ so“, würde er selber darüber sagen. Und er sagt es auch, wenn er genüsslich von Generationen sorgsam überlieferte Alltagsphrasen seziert. Der Satz „Wenn die Füße erst mal kalt sind“ sorgte bei ihm als Kind für Panik. „Was passiert, wenn Füße dann tatsächlich erst mal kalt sind?“ Und apropos kalt. „Ist der Wind!“ Wenn er das hört, springt er auf. Rudert mit den Armen. „Neeeeiiin, es ist kalt! Es ist nicht der Wind!“
Sprüche vom Abrisskalender
Die Abrisskalendersprüche fliegen den Zuhörern nur so um die Ohren. Einen liebte seine Oma. Der Spruch kam häufig, wenn etwas völlig schief lief. Wenn beim Umzugskarton der Pappboden nachgab und sich das Innere auf der Flurtreppe verteilte. „Das hätt’ ich dir vorher sagen können!“
Sting erzählt launig. Regt sich auf, ohne zu nerven. Und zieht die Besucher in Alltagssituationen, die schon ohne Überspitzung abstrus genug sind. Wenn er über die Hotline der Telekom erzählt, nicken viele wissend mit den Köpfen.