Oberhausen. . Immer, wenn Helge Schneider in Oberhausen jazzt, wird es voll im Saal. Deshalb drehte sich das Jazz-Karussell mit dem begnadeten Musiker jetzt auch im Ebertbad. Ins Gdanska hatten beim letzten Mal nicht alle Leute reingepasst.
Es ist ein milder Herbstabend. Ein paar Gäste stehen noch an den Stufen auf dem Willi-Quadflieg-Platz vor dem Ebertbad - plaudern, rauchen und warten auf Konzertbeginn. Am Montag spielte Helge Schneider mit seinem Jazz-Karussell im ehemaligen Oberhausener Schwimmbad.
Schnell werden noch Anekdoten über den Komiker ausgetauscht. „Wusstest du, dass ich Helge damals kurz kennen gelernt hab? Da saß ich bei einer Freundin beim Frühstück in der WG und er schlappt im Morgenmantel durchs Zimmer.“ Die meisten geraunten Geschichten drehen sich auf der Treppe um den Protagonisten heute Abend.
Helge Schneider, der Komödiant, der Musiker, Nachbar und alter Bekannter. Jeder scheint seine Geschichte mit dem Künstler zu haben. So wie Marc Trybuld. Das Wohnzimmer des Krefelders schmückt ein DinA0-Plakat von „Der frühe Vogel fängt den Wurm“, dem vierten Kinofilm von Schneider. „Ich habe mal in dem Haus gewohnt, in dem Helge Katzenklo geschrieben hat“, erzählt Trybuld. „Zumindest hat dir das dein Vermieter erzählt“, ergänzt seine Frau schmunzelnd.
Ein Grinsen huscht über die Gesichter der Gäste, als Helge Schneider auf die Bühne schlurft und sich sein Saxophone umschnallt. Der Musiker spielt ein paar Töne begleitet von seiner Band. Nur kurz, dann lässt er seinen Saxophone-Kumpanen Carlos Boes den Ton angeben.Tritt zurück, nickt und wippt schelmisch grinsend mit dem Kopf.
Typische tänzerische Einlagen
Die meisten Gäste sind noch unsicher, was sie erwartet. Schmunzeln bei Schneiders kurzen Witzen, dem Lüften seiner Kapitänsmütze und den typischen tänzerischen Einlagen. So richtig laut zu lachen traut sich noch keiner, obwohl die meisten auf eine Mischung aus Sprücheklopfer und Saxophonist gesetzt haben. So wie Luca Dammann und Samir Faiz. Die beiden Oberhausener Gitarristen ziehen den Altersdurchschnitt mit Anfang 20 etwas nach unten. Ihnen gefällt vor allem die künstlerische Freiheit beim Jazz. „Das ist nicht so 0815 auswendig gelernt und abgespult, sondern querbeet und immer überraschend“, sagt Samir.
Oberhausens Künstlerurgestein Walter „Kuro“Kurowski hatte Schneider angekündigt. Für ihn bildet die Eleganz des Ebertbads und die Band eine merkwürdige Einheit. „Der Jazz ist hier fast zu zart, normalerweise wird es viel verrückter“, sagt Kuro. Aber der Künstler ist zufrieden mit dem Abend: „Beim letztenAuftritt im Gdanska mussten wir viele Leute nach Hause schicken und hier passen endlich alle rein.“ Auch das Ebertbad ist mit Gästen gut gefüllt. Von den rund 420 Plätzen in den roten Reihen sind kaum welche frei geblieben.
Wie eine Szene aus dem Proberaum
Helge knipst Fotos mit dem Handy von Pianist Rainer Lipski. Lehnt sich auf die Trommeln von Schlagzeuger Willy Ketzer und quatscht mit Kai Struwe am Bass. Und so wirkt die Situation auf der Bühne wie eine Szene aus dem Proberaum – im besten Sinne. „Der Jazz lebt auch von einer ganz feine Ironie und Satire“, erklärt Kurowski. Gerade richtig für Helge Schneider.