Oberhausen. Der Oberhausener Lothar Koziol feiert sein 50-jähriges Dienstjubiläum bei der Elektro-Firma Töller & Steprath. Nun wird er in der Luise-Albertz-Halle von der Kreishandwerkerschaft mit dem Goldenen Ehrenzeichen für seine Treue geehrt. Im November folgt die wohlverdiente Rente.

Vor ziemlich genau 50 Jahren saß Lothar Koziol bei der Berufsberatung. Schreiner wollte der heute 65-Jährige werden. Doch der Styrumer befand sich damit offenbar auf dem Holzweg. „Sie haben mir davon abgeraten“, erinnert er sich. „Mach was mit Elektrotechnik“, hieß es. Heute ist Lothar Koziol seit unglaublichen 50 Jahren beim traditionsreichen Haus Töller & Steprath in Styrum angestellt und für viele Kunden die gute Seele des Unternehmens.

Wenn der Schalter zickt

Bereut hat er seine Entscheidung nie. „Ich habe immer gerne handwerklich gearbeitet und gedacht, Holzarbeiten werden immer gebraucht — vom Fensterrahmen bis zum Sarg“, sagt Koziol. Doch der Arbeitsmarkt war im Umbruch. Und so zog es ihn zu dem Unternehmen, das mit Leitungen, Kabeln und Messgeräten hantiert. In der alten Metzgerei Hemmersbach verkehrte seine Mutter – und auch die Chefs von Töller & Steprath. Hier entstand der Kontakt, quasi aus einem Plausch heraus.

50 Jahre, eine Zeit, die nicht langweilig wurde. „In der Branche ändert sich so viel“, sagt Senior-Chef Günther Töller (83), der mit Sohn Andreas (50) viel Gutes über den treuen Angestellten zu berichten hat. Zunächst legte der gelernte Elektroinstallateur in Neubauten vor allem meterlange Stromleitungen, operierte in Kabelschächten.

Dann wechselte er in den Kundendienst und kümmert sich seitdem um kleine und große Aufgaben bei den Leuten von nebenan. Dass es dabei nicht um anonyme Gelegenheitsjobs geht, gefällt dem 65-Jährigen. Für viele Kunden ist er „Mr. Elektro“. Jemand, den man anruft, wenn der Schalter zickt oder die Steckdose sich stur stellt.

Lothar Koziol ist nah dran am Leben der anderen. Das schafft Vertrauen. Wenn Berufstätige tagsüber unterwegs sind, geben sie ihm den Haustürschlüssel. Ehrensache. Und zu mancher Mittagsstunde durfte Koziol beim Kunden mit an den Tisch zur schnellen Stärkung. Zum Trödeln dagegen fehlt ihm in seinem Traumjob heute wie damals die Zeit. Vier bis fünf Aufträge pro Tag sind nicht ungewöhnlich. Die ehrliche Haut der Revierbürger hat er immer geschätzt, auch wenn es bei den Jobs für Töller & Steprath auch bis zu 100 Kilometer in die Ferne geht.

Gesunder Respekt vor dem Strom gehört zum Beruf

Angst vor der Elektrizität hatte Lothar Koziol nie. In 50 Jahren bleiben unliebsame Bekanntschaften mit der Energie aber nicht aus. In jungen Jahren hat es ihn an einer nicht abgeschalteten Leitung erwischt. Das, sagt er, war sicher kein Vergnügen. Gesunder Respekt vor dem Strom gehöre deshalb dazu.

„Ich habe mich in der Firma immer wohlgefühlt“, sagt Lothar Koziol. „Er hat sich immer für sein Tun interessiert“, entgegnet sein Chef Günther Töller. Diese gesunde Neugierde legen die beiden erfahrenen Branchen-Kenner auch dem Nachwuchs ans Herz: „So bleibt man auf dem Laufenden und macht seine Arbeit mit Spaß.“

Am Wochenende wird Lothar Koziol in der Luise-Albertz-Halle von der Kreishandwerkerschaft mit dem Goldenen Ehrenzeichen für seine Treue geehrt. Im November folgt die wohlverdiente Rente. Was wird ihm fehlen? Lothar Koziol grübelt kurz. „Vielleicht die Kontinuität“, meint er. Doch Langweile wird es nicht geben. „Dafür bastel ich einfach zu gerne.“ Das frühe Aufstehen, um sechs Uhr, wird wohl erst mal bleiben. Lothar Koziol möchte nun mehr reisen. Etwas von der Welt sehen. Er will zum Laufen gehen, ins Fitness-Studio. Die Spannung bleibt.