Oberhausen. Der Oberhausener Olaf Stöhr ist Collagenbauer. Als Künstler sieht er sich allerdings nicht. Überhaupt lehnt er die Begriffe Kunst und Künstler ab. Seine Collagen sind jedenfalls spannende, vielschichtige Welten, in die abzutauchen sich lohnt.

Dieser Speicher ist vornehmlich bunt, aber nur vordergründig ein wildes Ducheinander von Zeitungen, Zeitschriften, Büchern und kleinen Dingen. Denn Olaf Stöhr, der Herr des Speichers, sagt: „Ich weiß genau, wo alles ist.“ Olaf Stöhr baut Collagen.

Und auf dem Boden dieser vielfarbigen Speicherwelt stehen an eine Wand gelehnt auch zwei seiner Arbeiten, die noch dabei sind zu wachsen. Auch auf ihnen sind die liebsten Protagonisten des Oberhauseners zu sehen: Damenschuhe, Autos, Kronkorken, was Großstädtisches, Hunde oder Stars wie Marilyn Monroe.

Die Collagen erzählen Geschichten

Die Collagen sind Welten für sich. Sie erzählen Geschichten. Sie sind, sagen wir mal, spannend. Denn kunstvoll dürfen sie auf keinen Fall genannt werden. Genauso wie der Oberhausener Olaf Stöhr sich nicht als Künstler sieht, ja, überhaupt den Begriff des Künstlers ablehnt. Da hält er es doch lieber mit dem von ihm als Mensch verehrten Pablo Picasso. Der hatte einmal auf die Frage, was denn Kunst sei, geantwortet: „Das weiß ich doch nicht, aber falls ich es wüsste, dann würde ich es auf jeden Fall für mich beghalten.“ Olaf Stöhr hat da nur eine Einschränkung: Er würde es ganz sicher weiter sagen, was denn Kunst ist, falls er es einmal erfahren würde.

Bis dahin und vielleicht noch viel länger baut er Collagen. Damit hat der Oberhausener bereits in den 70er Jahren begonnen. Zwischendurch habe er auch mal gemalt, seine Bilder aber immer nur für Malversuche gehalten. Obwohl die Leute begeistert gewesen seien.

Seit 15 Jahren im Geschäft

Seit rund 15 Jahren verfolgt er wieder konsequent den roten Faden seines Lebens, den Collagenbau. „Meine Arbeiten haben sich im Laufe der Jahre nicht verändert“, sagt er. Immer wieder tauchten Dinge auf, die aus einem selbst gewählten Kosmos entstünden. „Manche sagen, du machst immer das Gleiche, andere sagen, das ist konsequent“, erzählt Olaf Stöhr gleichmütig.

Ringo Star besitzt eine Collage

Olaf Stöhr sagt, er habe einen kleinen Sammlerkreis von Hardcore-Leuten. Ihm ist wichtig, dass seine Collagen an Leute gehen, die auch Spaß daran haben.

Zwei prominente Sammler haben auch Arbeiten von Olaf Stöhr. Der amerikanische Autor Paul Auster kaufte sich in einer Galerie in Amsterdam zwei Collagen, und Ringo Starr bekam sogar eine geschenkt.

Was ihm bei seiner Arbeit, die er den ganzen Tag tun könnte, sehr zur Hilfe kommt, ist, dass er immer schon unter der Angst gelitten habe, was wegzuschmeißen. „Ich gucke für meine Collagen sogar in Mülleimer“, sagt er. Und: „Collagenbau ist Müllveredelung.“ Auf auf die Frage, was ihn an dieser Beschäftigung so fasziniere, antwortet Olaf Stöhr eher abgeklärt. „Francis Bacon hat einmal gesagt, der Mensch wird geboren, der Mensch stirbt und zwischendurch macht er was.“ So einfach ist das zuweilen im Leben.

Solange reißen und schneiden, bis alles okay ist

Dabei würde Olaf Stöhr seine Bauwerke am liebst überall in der Wohnung verteilen. Doch hat seine Fra einen Riegel vorgeschoben. Die seltsamen surrealen Welten dürfen nur an einigen einigen Stellen Raum einnehmen. Aber wo sie dann auftauchen, da lebt Olaf Stöh auch mit ihnen. So benutzt er im Schlafzimmer eine Collage als Lampe.

Seine Bilderwelten entstehen, indem er immer Motive reißt oder schneidet und sie so lange legt, bis er alles okay findet. „Erst dann klebe ich.“ Eines seiner Werkzeuge ist ihm dabei heilig. „Ich schneide ausschließlich mit der Schere, mit der meine Großmutter 1926 ihre Schneiderprüfung gemacht hat“, sagt Olaf Stöhr. Dieses Handwerkszeug dürfe immer nur ganz vorsichtig geschliffen werden. „Vielleicht lasse ich mich mit der Schere beerdigen“, sagt Stöhr. Und er überlegt, wíe sehr die Nachwelt wohl über den Sinn einer Schere und Papierschnippsel als Grabbeigaben rätseln würde.