Oberhausen/Düsseldorf. Kult um ein Telefon: Bevor am Freitagmorgen um 8 Uhr offiziell der Verkauf des neuen iPhone 6 begonnen hat, haben Apple-Fans seit Stunden, sogar Tagen Schlange gestanden. Im Apple-Store wurden die ersten Kunden am Morgen mit Applaus der Mitarbeiter empfangen. Ein Ortsbesuch im Centro.
Endlich, da ist das Ding! Um kurz nach 8 Uhr kommen die ersten frisch gebackenen Besitzer der neuen iPhone-Generation aus dem Apple-Store. Stolz, fast zärtlich hält André aus Oberhausen seine weiße Tüte mit dem angebissenen Apfel. "Das ist meins", sagt er und strahlt.
Erst zu Hause will er sein 1000-Euro-Handy testen. "Den Moment will ich in Ruhe genießen", sagt er. Andere scheint der Laden zu verschlucken. Max zum Beispiel. Seit 40 Stunden wartet er auf den Moment, war der erste in der Schlange. Kurz vor 8 tritt er noch nervös vom einen auf das andere Bein. "Ich will meinen Puls gar nicht wissen", sagt er.
Mitarbeiter empfangen ersten Kunden mit Applaus
Mit viel Applaus der Mitarbeiter wird er persönlich begrüßt und in den Store geführt. Erst um halb neun kommt er wieder hinaus. Hat sein neues Telefon auf Herz und Nieren geprüft. Strahlen ist gar kein Ausdruck für das, was in seinem Gesicht liegt. "Einfach genial, ich kann es noch gar nicht richtig fassen", sagt er.
Nach und nach kommen auch seine Kumpels aus dem Shop. Das Abenteuer iPhone-Verkaufsstart ist überstanden. "Ich würde es jederzeit wieder machen", sagt Jonas aus Bochum.
Absperrungen regeln den Einlass ins Centro
Zwei Stunden zuvor: "What a beautiful day" tönt aus einer Musikbox. Auch nach einer langen und kalten Nacht vorm Centro in Oberhausen lassen sich die Apple-Fans die Vorfreude nicht nehmen. Es herrscht Feiertagsstimmung.
Mit müden Gesichtern aber wachen Augen warten sie, zusammengepfercht Boxen, die den Einlass regeln. Schon in der Nacht mussten sie in diese Vorrichtungen ziehen. Um kurz vor 6 Uhr war dann Aufstehen angesagt. Alle Stühle, Sofas etc. mussten zur Seite geräumt werden. Häppchenweise werden die Jünger dann zu ihrem Gral geführt.
Die Hartgesottenen warteten seit 40 Stunden
Auch da stand Max aus Bochum schon ganz vorne . Der 20-Jährige konnte seinen Platz seit Mittwochnachmittag verteidigen. Er wirkt aufgeregt, abgestresst. "Aber ich kriege, was ich will", sagt er.
Zusammen mit seinen Kumpels aus Bochum, Dortmund und dem Raum Bielefeld hat Max schon seit Mittwochnachmittag, 16 Uhr, vor dem Einkaufszentrum ausgeharrt. "Da wusste ich: Jetzt noch 40 Stunden." Es ist nicht sein erstes Mal, auch beim iPad Air war er der erste in der Oberhausener Schlange.
Hunderte iPhone-Fans stehen schon am Donnerstag Schlange
Rund 500 Leute, schätzt ein anderer Apple-Fan am Donnerstagnachmittag, stünden hier bereits. Die einen profitieren als Student von den Semesterferien, andere haben sich extra frei genommen. Ob sie alle ihr Wunsch Telefon bekommen? "Man munkelt, dass es nicht reicht", sagt Lukas, 23, aus Mülheim. Denn wie viele iPhone 6 und 6 plus der Oberhausener Laden vorrätig hat, wissen die Wartenden, die auch aus Belgien, den Niederlanden und sogar Griechenland anreisen, nicht.
Apple kümmert sich um seine Anhänger
Immerhin: Apple kümmert sich um seine Anhänger. Immer wieder bringen Mitarbeiter Wasser nach draußen und verteilen es. "Letztlich ist es ein Event, man kommt wegen der Leute. Man trifft sich immer wieder", sagt Lukas.
Mit Musikboxen, Energy-Drinks, dicken Socken Schlafsäcken und Sofas machen es sich die Apple-Fans gemütlich. Einmal noch schlafen, dann ist es so weit. Doch bis dahin, befürchtet Max, wartet noch eine richtig kalte Nacht...
Warten auf's neue iPhone
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Auch vor dem Düsseldorfer Kö-Bogen warten die Apple-Fans
Wenn Apple ruft, dann folgen die Jünger. Oder besser: sie warten. Seit Mittwochmorgen, drei Tage vor dem offiziellen Verkaufsstart der neuen iPhone-Generation, haben die ersten Apfel-Freunde ihre Zelte vor dem Elektronik-Geschäft am Düsseldorfer Kö-Bogen aufgestellt. Seit Donnerstag sind zwei Dutzend weitere hinzukommen, bis zur Aushändigung der Geräte rechnet die Stadt mit vielen hundert Besuchern vor dem im Dezember eröffneten Ladenlokal.
In der kleinen Zeltstadt in der City geht es dabei ziemlich international zu. Der Grund: Deutschland ist neben den USA und Japan eines der ersten Länder, in denen das neue Handy zu haben ist. Aus China, den Niederlanden, Moskau und auch dem fernen Nowosibirsk sind die Technik-Fans angereist, haben teils bereits viele Stunden Flug in den Beinen, ehe es nun zum langen Schlange-Stehen kommt.
"Ich war schon bei Verkaufsstarts in London und in Paris"
Nicht ganz so weit hatte es da Ronny Brunkhuis. Der 51-Jährige ist aus Duiven in Holland, und durch das Apple-Handy ein echter Globetrotter geworden: „Ich war schon bei Verkaufsstarts in London und in Paris, diesmal hole ich es mir in Düsseldorf.“ Seine Arbeitskollegen haben ihn für seine erneute Apfelernte ein wenig für verrückt erklärt, auch seine Frau wisse manchmal nicht, warum er das tue. „Doch wenn man sich die Gemeinschaft hier anschaut, weiß man, warum: Ich habe hier schon Freunde fürs Leben gefunden.“
Nun sitzt er auf seiner Plastik-Sonnenliege, Komfortzone Mittelklasse. Auch der einsetzende Nieselregen macht ihm nichts, schließlich verteilen die Mitarbeiter des Laden ja unaufhörlich schwarze Regenschirme, „da gibt es mal etwas umsonst bei Apple“ – sonst eher eine Seltenheit.
Jetzt bestellen und fünf Wochen warten
Ganz und gar nicht selten ist Patrik Burleson bei solchen Veranstaltungen. Am Dienstag bereits ist er extra aus Bremen angereist, seit Mittwoch steht das Zelt in der Schlange. Der Lohn: Warteplatz Nummer zwei. Und warum der Weg? „In Hamburg wurde mir gesagt, dass es nur mit Vorbestellungen am Freitag ein iPhone gibt. Die hatte ich nicht. Jetzt bestellen und fünf Wochen auf das Teil warten, das konnte ich nicht.“
Wie weit bei ihm der Apple-Hype geht, zeigte das letzte Jahr. Da wurde das aktuelle Smartphone in Deutschland später als in den USA zum Verkauf angeboten. Der 24-jährige angehende Fachinformatiker machte sich daher mit dem Flugzeug über den großen Teich, stand wenig später in New York vor dem Apple-Store und flog nur wenige Stunden später wieder nach Deutschland zurück: „Ich habe von der Stadt nichts gesehen und so viel wie für ein weiteres Handy für den Flug bezahlt. Aber es hat sich gelohnt.“
Das sind iPhone 6 und Apple-Watch
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Auch diesmal sieht Patrik nichts von der Stadt, hat mit Fynn Reifenrath aber einen Gleichgesinnten gefunden. Er und der Siegener mit der Wartenummer 7, vertreiben sich die Wartezeit im warmen Innenraum des Ladens: „Die da draußen passen schon auf unsere Wertsachen auf.“
„Die“ sind eine Gruppe Russen um den 26-jährigen Genya – Nummer 10, der schmunzelnd auf sein Smartphone, Marke Südkoreaner, schaut: „Ich hole die Handys hier und verkaufe sie dann in Russland.“ So wird selbst das Warten zum Geschäftsmodell.
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