Oberhausen. Drittes Sinfoniekonzert intensiv gestaltet. Nordwestdeutsche Philharmonie aus Herford unter der Leitung des aus St. Petersburg stammenden Dirigenten Mikhail Agrest stellt sich vor. Zuhörer danken mit lang anhaltendem Applaus.
Im dritten der auf vier reduzierten Oberhausener Sinfoniekonzerte stellte sich die Nordwestdeutsche Philharmonie aus Herford unter der Leitung des aus St. Petersburg stammenden Dirigenten Mikhail Agrest vor.
Die Intensität seiner Gestaltungsweise wurde gleich zu Beginn deutlich in Tschaikowskys Ouvertüre „Romeo und Julia“, die trotz des Bezuges auf Shakespeares Drama keine „Programmmusik“ im eigentlichen, damals besonders aktuellen Sinne ist. Vielmehr verarbeitet sie in klassischer Sonatenform Themen, die als musikalische Darstellung der in der Dichtung aufeinander prallenden Prinzipien verstanden werden müssen. Entsprechend furios und aggressiv, aber auch schwärmerisch ausschwingend ließ Agrest mit dem sehr gut disponierten Orchester das Drama lebendig werden.
Interpretation des ersten Hornkonzertes
Besonders heftig bejubelt wurde Marie-Luise Neunecker, eine der weltweit hervorragenden Hornistinnen, nach ihrer Interpretation des ersten Hornkonzertes von Richard Strauss. Neben einer erstaunlichen Virtuosität, die sie besonders im letzten Satz unter Beweis stellte, konnte vor allem die fein ausziselierte, gewissermaßen kammermusikalische Gesanglichkeit ihres Spiels in Erstaunen versetzen.
In Dvoraks 6. Sinfonie wurde die böhmische Melodienseligkeit voll ausgespielt, aber auch die an seinem Freund Brahms geschulte artifizielle Verarbeitung aussagekräftig pointiert. Hinreißend das Furiant-Scherzo mit seinen vertrackten Taktwechseln. Die Zuhörer dankten nach allen Werken mit begeistertem, lang anhaltendem Beifall. Auch nach diesem Konzert kann man die Reduzierung der Reihe nur bedauern.