Oberhausen. . Die ungewöhnliche Inszenierung der „Orestie“ des jungen australischen Regisseurs Simon Stone am Theater Oberhausen erregt weiter großes Aufsehen. Nun bewirbt sich die Aufführung um höhere Weihen. Nämlich für den Deutschen Theaterpreis „Der Faust 2014“ von der Hamburger Staatsoper.
Erst wurde seine ungewöhnliche Orestie-Inszenierung zu den NRW-Theatertreffen eingeladen, wo sie den Jury-Preis für die beste Ensemble-Leistung erhielt, dann errang Simon Stone mit ihr den Oberhausener Theaterpreis. Jetzt geht „Die Orestie“ des jungen australischen Regisseurs ins Rennen um den Deutschen Theaterpreis „Der Faust 2014“, nominiert in der Kategorie „Regie Schauspiel“.
Am 8. November wird der Deutsche Theaterpreis zum neunten Mal verliehen. In diesem Jahr findet die Vergabe in der Hamburger Staatsoper statt. Ausgezeichnet werden Künstler, deren Arbeiten wegweisend für das deutsche Theater sind. „Der Faust“ ist ein nationaler, undotierter Preis, der die Leistungskraft und künstlerische Ausstrahlung der Theater würdigt.
Er wird in Kooperation mit der Kulturstiftung der Länder, der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und einem jährlich wechselnden Bundesland vergeben. Finanziert wird die Veranstaltung von der Freien und Hansestadt Hamburg, der Kulturstiftung der Länder und dem Deutschen Bühnenverein.
Stones Fassung rollt Geschehen von hinten auf
Premiere hatte „Die Orestie“ am 1. Februar dieses Jahres im Großen Haus des Theaters. Aufsehen erregte Stones Fassung, weil sie das Geschehen von hinten aufrollt. Orestes (Eike Weinreich) tötet seine Mutter Klytaimnestra (Anja Schweitzer). Zur Erinnerung hier ein Auszug aus dem Dialog der beiden: „Aber ich weiß, was getan werden muss. Ich bin bereit es zu tun und ich werde es tun. Bist du so weit?“ „Lass uns noch ein bisschen reden!“ „Nein!“ „Ich bin deine Mutter!“ „Er war dein Mann!“ „Sie war meine Tochter!“ „Heute Abend wird alles vorbei sein.“ „Ich hoffe, du hattest wenigstens eine schöne Woche.“ „Ja, ich habe die einstürzenden Neubauten verpasst.“
Simon Stone lässt bei der Übersetzung der 2500 Jahre alten Tragödie von Aischylos wenig übrig, sprachlich wie inhaltlich. Clou seiner Aufführung ist der schwarze Kubus, der sich nach jeder Szene über das Geschehen senkt und an dem in Leuchtschrift zu lesen ist, was im nächsten Akt geschehen wird.