Oberhausen. In Oberhausen-Osterfeld kann man eine architektonische Besonderheit zwischen zwei Privathäusern bewundern, dass es so in der Region nicht gibt: Eine Brücke nur deshalb, weil sich Nachwuchs ankündigt.

Die Sache lag für Karl Schumacher nun auf der Hand. Bei Tochter und Schwiegersohn im Haus nebenan kündigte sich weiterer Nachwuchs an und es fehlte Platz. Nach hinten auszubauen konnte man das freistehende Haus nicht, wegziehen vom benachbarten Elternhaus wollte die Tochter mit ihrer Familie aber auch nicht. Was also tun?

Der Inhaber eines Osterfelder Bestattungsinstituts grübelte nicht lang, da kam ihm eine Idee, die Generationen buchstäblich verbindet: Er schlug von seinem Wohn- und Geschäftshaus über die Hofeinfahrt hinweg zum Haus der Tochter eine Brücke – eine „Babybrücke“, die wohl über die Grenzen der Region hinaus ihresgleichen sucht. Noch – denn Nachahmer sind ausdrücklich gewünscht.

Rund 100 Quadratmeter mehr Platz

Von außen betrachtet erinnert diese freischwebende Brücke erst einmal an ein Tor. Rechts und links der Hofeinfahrt stützt sich die in sich geschlossene Konstruktion mit den mannshohen Fenstern auf Stahlträger. Das Bild ändert sich, wenn man im Inneren der Brücke steht: Michel Zimmermann führt durch sein Haus zu dem gläsernen Flur mit regulärer Raumhöhe, der auf der Ebene der ersten Etage ans Haus des Schwiegervaters anschließt. „Dort waren im ersten Geschoss einige Räume ungenutzt, die wir ausgebaut und renoviert haben“, sagt Zimmermann. Rund 100 Quadratmeter mehr Platz hat die heute vierköpfige Familie so.

„Skyway“ nennen Architekten solche geschützten Fußgängerbrücken, die zwischen Firmengebäuden häufiger zu sehen sind. „Im privaten Bereich kenne ich so etwas nicht“, sagt Ulrich Sievers, Architekt der rund 40.000 Euro teuren Brücke. Auch bei den Fachleuten im städtischen Bauamt sei die Konstruktion aufgefallen: „Wir haben viel Zuspruch bekommen und uns wurde zügig weitergeholfen“, lobt er.

Drei Generationen unter einem Dach

Für den Osterfelder Bezirksbürgermeister Thomas Krey hat die Brücke noch eine weitere Bedeutung: Michel Zimmermann und seine Frau Janne arbeiten beide im Bestattungsinstitut von Karl Schumacher, dessen Verwaltungsarbeit von 37 Filialen im Erdgeschoss des Elternhauses an der Vestischen Straße erledigt wird. „Hier hat nicht nur ein Privatmann eine innovative Idee gehabt, drei Generationen unter ein Dach zu bringen, als Geschäftsmann hat er etwas dafür getan, dass sein Familienbetrieb im Stadtteil bleiben kann.“

Derweil tobt die, für die die Brücke gebaut ist, auf dem Hof mit dem Großpapa. Hannah, zwei Jahre alt,versteckt sich etwas schüchtern im Arm der Mutter. Wie sie die Brücke finde? „Toll, da kann man super drüber rennen.“