Oberhausen. . Mit einem ganzheitlichen Konzept macht die Polizei Oberhausen gegen Taschendiebe mobil – Brennpunkte sind Großveranstaltungen und Einkaufszentren wie das Centro. Zwar konnte die Aufklärungsquote erhöht werden, doch bleibt Oberhausen ein beliebtes Pflaster für Kriminelle.

Sie sind bestens organisiert und sie beherrschen ihr perfides Handwerk perfekt: Wie in vielen Ruhrgebietsstädten machten Taschendiebe der Polizei auch in Oberhausen jahrelang schwer zu schaffen, Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier sah Handlungsbedarf.

Inzwischen hat die Polizei Oberhausen den Bereich Taschendiebstahl neben der Bekämpfung von Wohnungseinbrüchen zum behördenstrategischen Ziel erklärt – Langfingern das Handwerk zu legen, steht bei den Oberhausener Beamten ganz oben auf der Agenda.

Beachtliche Aufklärungsquote

Offenbar mit Erfolg: Lag die Aufklärungsquote 2012 bei 17,4 Prozent, konnten im vergangenen Jahr 22, 5 Prozent der angezeigten Fälle aufgeklärt werden. Die Zahl der registrierten Taschendiebstähle sank indes von 631 auf 590, wohingegen 2004 ein Höchststand von 718 Taschendiebstählen zu verzeichnen war. „Wir tun einiges, um Taschendieben hier den Spaß zu verderben“, sagt Michael Stricker, Konzeptverantwortlicher für den Bereich Taschendiebstahl bei der Polizei Oberhausen, hörbar stolz.

Der Erfolg sei auch auf ein ganzheitliches Konzept zurückzuführen, bei dem Oberhausen landesweit eine Vorreiterrolle einnehme: „Normalerweise sind die Aufgaben in den Abteilungen Gefahrenabwehr, Verkehrsüberwachung und die Kriminalpolizei in den Behörden strikt getrennt“, erläutert Stricker. „Im Hinblick auf Taschendiebstahl arbeiten bei uns hingegen alle Kräfte eng zusammen und tauschen sich zu diesem Thema aus.“

Bewusst auf Verdachtsmomente achten

Dies mache sich zum Beispiel bei allgemeinen Verkehrskontrollen bemerkbar: „Wenn sich ein Kollege bei einer Fahrzeugkontrolle die Papiere zeigen lässt und es liegen ein Kuhfuß und verknickte Payback-Karten im Handschuhfach, liegt die Vermutung nahe, dass der Fahrer damit etwas im Schilde führen könnte“, sagt Sprecher Tom Litges. „So haben die Beamten bei uns nicht nur ihren eigenen Aufgabenbereich im Blick, sondern achten bei potenziellen Dieben bewusst auf Verdachtsmomente.“

Teil des Konzepts seien auch möglichst unbürokratische Strukturen, so Litges. „Wenn ein Polizist Streife fährt und für eine verdeckte Maßnahme Verstärkung mit mehreren Einsatzwagen benötigt, bekommt er die auch – egal, um welche Abteilung es sich handelt.

Ein beliebtes Pflaster für Taschendiebe

Dennoch ist Oberhausen ein beliebtes Pflaster für Taschendiebe: Laut einer Studie des Internetportals „ab-in-den-urlaub“, die die Häufigkeit von Taschendiebstählen in 115 Städten untersuchte, landete Oberhausen 2013 auf Platz 32 – und schrammte damit haarscharf am Prädikat Diebstahlhochburg vorbei. Auf 100.000 Einwohner kamen demnach 281 Taschendiebstähle; trauriger Spitzenreiter ist Düsseldorf mit 1398 Delikten.

Bei den Tätern unterscheidet die Polizei zwischen Gelegenheitsdieben, die als Einzeltäter meist einmalig und spontan zuschlagen, und organisierten Banden und Familienclans, die häufig aus Osteuropa stammen und auch Kinder vorschicken, um das Opfer abzulenken. „Die Mitglieder dieser Banden sind häufig noch recht jung – etwa zwischen 14 und 30 Jahren“, sagt Litges. Wer aber glaubt, dass es sich beim professionellen Abziehen von Passanten um eine Männerdomäne handelt, irrt: „Auffallend viele Frauen sind an solchen Aktionen beteiligt.“

Prävention ist wichtig

Generell bietet die Stadt vieles, was für Diebe attraktiv ist: eine gute Infrastruktur, viele Großveranstaltungen und mit dem Centro einen Ort, an dem viele Menschen mit Geld in der Tasche unterwegs sind, die gedanklich eher mit dem nächsten Schnäppchen als mit der Gefahr eines Taschendiebstahls beschäftigt sind.

„Die Sicherheitskräfte im Centro sind allerdings sehr engagiert und haben die Situation dort recht gut im Griff“, betont Litges. Ein bewährtes Instrument der Polizei im Kampf gegen Taschendiebe sei auch die ständige Sensibilisierung der Bevölkerung: „Wir informieren die Bürger laufend über neue Maschen und sind bei Veranstaltungen und in Einkaufszentren mit Informationsständen präsent. Das beste Mittel gegen Taschendiebstahl sind aufgeklärte Bürger.“