Oberhausen. . Kutten, Symbole und Parolen sind bei der Sterkrader Fronleichnamskirmes in Oberhausen erstmalig tabu. Es herrscht striktes Kuttenverbot für Mitglieder von rund 20 Rockergruppierungen. Das Rathaus will so öffentlichen Konflikten vorbeugen. Ein privater Sicherheitsdienst wird kontrollieren, ob das Verbot auch eingehalten wird.
Mit einem noch nie dagewesenen Verbot reagiert das Rathaus auf die zunehmende Präsenz von Rockergruppen in Oberhausen: Während der am Mittwoch beginnenden, überregional beliebten Sterkrader Fronleichnamskirmes herrscht erstmals ein striktes Kuttenverbot für Mitglieder von rund 20 Rockergruppierungen. So sollen Konflikte zwischen rivalisierenden Banden während der Kirmes verhindert werden, die als größte Veranstaltung Oberhausens wie keine zweite für diese Stadt wirbt. Rund eine Million Menschen besuchen den Traditionsrummel jedes Jahr, vor allem Familien mit Kindern.
„Auf viele Menschen wirken Rockerkutten einschüchternd und bedrohlich“, sagt Ordnungsamtsleiter Horst Ohletz. „Bei unserer Kirmes wollen wir das nicht. Die Fronleichnamskirmes ist und bleibt eine Familienkirmes.“
Stärke gegenüber den Bandidos demonstrieren
Ausschlaggebend fürs Verbot ist wohl die Gründung des Bandidos-Clubs „Del Centro“, der im April am Sterkrader Bahnhof sein Clubheim bezog. Die Polizei befürchtet, dass andere Rockerbanden die Kirmes nutzen könnten, um Stärke gegenüber den Bandidos zu demonstrieren. Großereignisse sind dazu eine beliebte Bühne: 2013 sorgten 57 Rocker von Hells Angels bei der Düsseldorfer Rheinkirmes für Provokation.
Konkrete Hinweise, dass es dazu in Sterkrade kommen könne, lägen nicht vor, sagt Ordnungsdezernent Frank Motschull. „Wir wollen aber vorsorgen.“ Da die Rocker ohne Kutte und Symbole nicht zu erkennen sind, soll die Gefahr von Konflikten eingeschränkt werden.
Verboten ist auch das Rufen von eindeutigen Parolen
Am Montag veröffentlichte die Stadt die Allgemeinverfügung im Amtsblatt. Rocker dürfen demnach weder ihre Kutten noch andere Kleidungsstücke mit Club-Symbolen oder Schriftzügen bei der Kirmes tragen oder mit sich führen. Verboten ist auch das Rufen von eindeutigen Parolen. Genannt sind etwa Symbole der Bandidos, Hells Angels oder von Satudarah. Wer gegen das Verbot verstößt, zahlt 500 Euro oder wird vom Platz verwiesen.
Das Ordnungsamt wird das Verbot mit einem privaten Sicherheitsdienst und der Polizei Oberhausen durchsetzen. Zusätzlich sind Polizisten anderer Städten angefordert. Ein offenes Auge werden auch die Schausteller haben. „Wir wollen eine friedliche und sichere Kirmes“, sagt Albert Ritter.
Die Polizei Oberhausen hat seit 2012 elf Vorfälle im Zusammenhang mit Rockern dokumentiert. Am Sonntag kam es in Alt-Oberhausen zur Messerstecherei.