Oberhausen. Unsichere Halter seien eine Gefahr für Tier und Mensch, findet Claudia Verlande. „Man bekommt einfach zu leicht einen Hund. 25 Pflichtstunden Hundetraining sollte das Minimum sein.“ Die Vierbeiner bräuchten aber auch schönere und größere Freilaufflächen. Der Verein „HUND“ setzt sich dafür ein.

Tascha kann rechnen – behauptet Claudia Verlande. „Echt? Okay, wie viel ist 5 plus 3?“ Tascha bellt gut zehnmal. Kann man gelten lassen. Allerdings zeigt die Labrador-Hündin leichte arithmetische Schwächen bei der Subtraktion: Zwei minus eins wird freudig mit dreimaligem Bellen beantwortet. Aber so niedlich.

Im Grunde ist ihre Rechenakrobatik auch einerlei, denn im Oberhausener Verein „HUND“ kommt es auf ganz andere Fähigkeiten an, beim Tier und mehr noch beim Halter. Der Vereinsname steht für „Happy Unafraid Natural Dogs“ also „Glückliche Mutige Natürliche Hunde“. Weil aber „GMNH“ schwerer über die Lippen tänzelt als ein Bernhardiner über ein Hochseil, entschied sich die erste Vereinsvorsitzende Claudia Verlande für die englische Variante hinter dem deutschen Akronym.

„Viele Besitzer sind überfordert“

Die Anleitung zum Glücklichsein vermittelt die ausgebildete Hundetrainerin an Tier und Mensch. Artgerechte und friedvolle Kommunikation zwischen Beiden ist ein Muss, auch wenn Bello laut wird. „Hunde zeigen auch mal Aggression, das ist ganz normal. Damit muss man umgehen können“, sagt Verlande.

Einen „gesteuerten Meinungsaustausch“ nennt die Trainerin solche Situationen. Herrchen und Frauchen sollen Sicherheit vermitteln. Dann stellt sich auch beim Hund der gewünschte Frieden ein. „Viele Besitzer sind damit überfordert, das Leittier sein zu müssen“, hat Verlande oft genug beobachtet. Unsichere Halter vermeiden Konfrontationen oder „sie nehmen den Hund aus purem Egoismus an die kurze Leine.“ Aus dem unerfahrenen und vor allem nicht ausgelasteten Hund „kann ein Pulverfass werden“, sagt die Trainerin.

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    Ginge es nach ihr, wäre ein Führerschein für Hunde verpflichtend: „Man bekommt einfach zu leicht einen Hund. 25 Pflichtstunden Hundetraining sollte das Minimum sein.“

    Keine Rasse wird abgelehnt

    An der 10.000 Quadratmeter großen Platzanlage am Uferwanderweg zwischen Rhein-Herne-Kanal und A 42 trainieren mehr als 80 Mitglieder von HUND solche Situationen fleißig. Kein Hund und keine Rasse wird hier abgelehnt, auch keine Kampfhunde. „Problematischer sind Schäferhunde, weil sie eine geringe Reizschwelle haben.“

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    Auf dem „Mi-ca-dog“-Parcours, wo Fiffi über schmale Stege und verschiedene Untergründe steppen muss, trainiert Hund die Geschicklichkeit und mehr noch das Vertrauen zum Menschen an seiner Seite. Von Agility über Klicker-Training bis zum Hundebesuch im Kindergarten bietet der Verein außerdem viele Aktivitäten an.

    Mindestens genauso wichtig aber sind die gemeinsamen Spaziergänge in Kleingruppen mit maximal sechs Teilnehmern, um Verhalten zu beobachten und zu lernen, sagt Verlande. Doch in diesem Punkt sieht die Trainerin in Oberhausen besonderen Nachholbedarf: „Die Freilaufflächen sind schlicht zu klein und lieblos gestaltet. Einfach nur Wiese ist langweilig und bietet keine notwendigen Arbeitsangebote für den Hund.“