Oberhausen. . Freizügige Frauen in Musikvideos, leicht zugängliche Pornografie-Seiten und offenherzige TV-Sendungen: Das Thema Sex ist präsenter denn je – gerade für Jugendliche. Trotzdem gehen Mädchen und Jungen nach Erfahrung von Pro Familia nicht lockerer mit Sex um als frühere Generationen. Im Gegenteil.

Freizügige Frauen in Musikvideos, leicht zugängliche Pornografie-Seiten und offenherzige TV-Sendungen: Das Thema Sex ist heutzutage präsenter denn je – gerade für Jugendliche. Trotzdem gehen die heutigen Mädchen und Jungs nach Erfahrung von Pro Familia Oberhausen nicht lockerer mit Sex um als frühere Generationen. Im Gegenteil.

„Das Verhütungsverhalten der Jugend ist deutlich besser als früher“, sagt Ärztin und stellv. Leiterin Christina Gathmann. „Viele verwenden beim Geschlechtsverkehr sowohl Pille als auch Kondom“, hat Susanne Kaltwasser, Pädagogin und Beraterin bei Sexualmissbrauch, aus Gesprächen erfahren.

Gummis oft viel zu groß

Die Denkweise „ohne Kondom macht’s mehr Spaß“ sei in dieser Generation nun nicht mehr so stark vertreten, meint Andreas Müller, Leiter von Pro Familia Oberhausen. Ein großes Problem bei der Nutzung von Kondomen gebe es aber trotzdem: Oft sind die Gummis nämlich viel zu groß. Das berge die Gefahr, dass das Kondom beim Sex abrutscht und die Gefahr eines ungewollten Kindes steigt.

Vor allem bei Jüngeren, deren Penis noch nicht ausgewachsen ist, kann dies der Fall sein. Passende Größen gibt es für sie nämlich nicht: „Leider gibt es besonders kleine Größen wie XS nicht im Handel, sondern nur im Internet – das muss sich ändern“, findet Müller. Doch selbst, wenn es sie gebe, stehe eine weitere „Hürde“ bevor: Heranwachsende hätten vor allem aus Pornos das unrealistische Bild, ihr Glied müsse unbedingt groß sein. An der Kasse zu stehen und ein kleines Kondom zu kaufen, würde stark an deren Ego kratzen.

Tabuthema Sex bei Behinderten

Handlungsbedarf gebe es außerdem bei – vor allem geistig – Behinderten. Das Problem: Sie selbst können sich oft nicht selbst informieren und sind auf die Hilfe von Beratern angewiesen. Außerdem gilt das Thema Sex bei Behinderten noch immer als ein Tabuthema in der Öffentlichkeit. „Doch der Bedarf bei diesen Menschen ist riesengroß“, bedauert Diplom-Pädagogin Susanne Kaltwasser.

Pro Familia Oberhausen habe zuletzt häufig mit behinderten Schülern zusammengearbeitet. Diese seien vor allem von praktischen Übungen wie dem Kondom-Überziehen an einem Modell begeistert. Müllers Meinung: „Jeder hat sexuelle Rechte. Das Recht, als Behinderter, Trans- oder Homosexueller seine Sexualität auszuleben. Das Recht, darin beraten und aufgeklärt zu werden.“