Oberhausen. . Prominente Gäste bei der Eröffnungsfeier der 60. Internationalen Kurzfilmtage. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft erinnerte an das Manifest von 1962 als Meilenstein: Junge Filmemacher hatten beim achten Festival den „Förster vom Silberwald“ in die längst verdiente Rente geschickt.
1954 holte die deutsche Nationalmannschaft den WM-Titel. Das ging als „Wunder von Bern“ in die Fußball- und Filmgeschichte ein. Im gleichen Jahr fand, als Westdeutsche Kulturfilmtage, das erste Kurzfilm-Festival statt. Dass es 60 Jahre überlebte und sich weltweit einen hervorragenden Ruf erarbeitete, bezeichnete Oberbürgermeister Klaus Wehling als „Wunder von Oberhausen“.
In seiner Rede zur Eröffnung des Jubiläums-Filmfestes vor internationalen Gästen im Lichtburg-Filmpalast brachte er Trainer Sepp Herberger und Hilmar Hoffmann, der als VHS-Leiter einst das Festival gründete, als Regisseure der Wunder zusammen. „1954 war Hoffmann 29 Jahre alt. Sein Credo lautete: Kultur für alle“, sagte Wehling. Bis heute hätten die Kurzfilmtage starke Wurzeln in der Stadt mit vielen Verbindungen zu Schulen und kulturellen Einrichtungen.
"vielseitig, interaktiv, politisch und innovativ"
„Von keinem anderen Festival sind so viele Impulse ausgegangen“, schrieb Ministerpräsidentin Hannelore Kraft den Internationalen Kurzfilmtagen ins Gästebuch. Die Landesregierung fördere das Filmfest aus Überzeugung. Kraft lobte die „Beharrlichkeit des Festivals, auch andere kulturelle und politische Sichtweisen zuzulassen“ und erwähnte das Oberhausener Manifest von 1962 als Meilenstein. „So wurde in dieser Stadt Filmgeschichte geschrieben.“ Die Unterzeichner, junge Filmemacher, schickten, indem sie Papas Kino für tot erklärten, beim achten Oberhausener Festival „den Förster vom Silberwald in Rente“.
Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, verbeugte sich vor Hilmar Hoffmann als „einem der bedeutendsten Kulturpolitiker Deutschlands“. Die Kurzfilmtage, „vielseitig, interaktiv, politisch und innovativ“, hätten oft lange Karrieren begründet und bedienten alle Genres. Filmkunst als „Schrittmacher für die Gesellschaft“ verdiene Förderung.
Thema: "Film ohne Film"
Festivalleiter Lars Henrik Gass, gewohnt locker und ohne Skript, stellte Oberhausens Kulturstärken heraus. Christo im Gasometer, ein Theater, das weit über die Stadtgrenzen hinaus punktet und eben die Internationalen Kurzfilmtage als Highlights: „Weitaus größere Städte scheitern an Geringerem.“ Schon 1954 habe man „Filme gegen den Willen der damaligen Bundesregierung gezeigt“. Nie dürfe sich das Festival dem Mehrheitsgeschmack unterwerfen: „Wer es ernst meint mit der Kunst im Film, sollte nicht gefallen wollen.“ Als Beweis für den ungebrochenem Willen zur stetigen Erneuerung laute das Thema der 60. Kurzfilmtage „Film ohne Film“. „Ein unvorhersehbares Szenario. Mit über 30 selten aufgeführten Werken können Sie das Kino neu entdecken.“
Preisträger früherer Festivals, darunter auch Werner Herzog, schickten Grußworte per Video. Regisseur Herbert Fritsch servierte aufschlussreiche Texte aus der Geschichte der Kurzfilmtage.