Oberhausen. Jahrelang kritisierte die CDU-Opposition, dass Oberhausen als einzige deutsche Großstadt keine eigene Hochschule hat – oder zumindest eine Uni-Zweigstelle. Wenige Wochen vor der Kommunalwahl gelang der rot-grünen Stadtregierung ein Coup: Eine Hamburger Hochschule gründet hier eine Niederlassung.
Jahrelanges Bemühen der Stadtspitze, wenigstens eine Niederlassung einer zertifizierten Hochschule nach Oberhausen zu bekommen, ist nun doch noch von Erfolg gekrönt: Die private staatlich anerkannte Fachhochschule EBC aus Hamburg zeigt sich nach WAZ-Informationen wild entschlossen, schon bald eine Niederlassung in Oberhausen zu gründen.
Der Start für den ersten Studiengang soll nach den Plänen der Hochschulführung um EBC-Kanzler Johann Stooß schon im Herbst dieses Jahres erfolgen. In der schönen, exklusiv angehauchten Atmosphäre des Werksgasthauses an der Essener Straße hat die auf Wirtschaftsthemen konzentrierte Hochschule 200 Quadratmeter angemietet.
Dort sollen anfangs 15 Studenten über sechs Semester (drei Jahre) einen Bachelor-Abschluss im Fachgebiet „Tourismus und Event“ abschließen – ein naheliegendes Thema angesichts des touristischen Booms einer ehemals vor allem von Schwerstarbeit geprägten Großstadt.
Harter Konkurrenzkampf
Am morgigen Mittwoch will die EBC zusammen mit der Stadtführung ihre Pläne offiziell vorstellen: Denn jetzt geht es darum, genug Bewerber für den Studiengang in Oberhausen zu gewinnen.
Der Konkurrenzkampf der Hochschulen um junge Talente ist in der Region Ruhrgebiet riesig: Wirtschaftsstudiengänge bieten neben den rein staatlichen Hochschulen beispielsweise die Essener FOM, die Dortmunder International School of Management (ISM), die Hamburger Fern-Hochschule oder die aus Paderborn stammende Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) an.
Bitte jährlich den Rat neu wählen!
Rechtzeitig vor der Kommunalwahl packt die rot-grüne Stadtregierung eine schöne Nachricht nach der anderen aus. Solange die Vorhaben den Oberhausenern nützen, wollen wir die Tatkraft der Führungskräfte in der Stadt loben und preisen. Kann man nicht einfach einmal jährlich den Rat neu wählen lassen? Dann dampft und brodelt es wenigstens ständig in der Stadt.
Das Interesse der EBC, die sich ausführlich European Business College nennt, an Oberhausen stammt aus dem Jahr 2012. Damals gab es erste Gespräche des Kanzlers mit Oberbürgermeister Klaus Wehling, die 2013 vom früheren städtischen Touristikmanager Burkhardt Koch fortgesetzt wurden.
„Dass die Fachhochschule nun bereits die Zertifizierung des ersten Studiengangs verkünden kann, hat uns alle auch ziemlich überrascht“, freut sich ein Kenner im Gespräch mit der WAZ – ein rechtzeitiger Erfolg zwei Monate vor der Kommunalwahl.
Schließlich prangert die CDU-Opposition seit Jahren den Fehlschlag der rot-grünen Stadtregierung an, nicht wenigstens eine Filiale einer anerkannten Hochschule nach Oberhausen geholt zu haben. Somit ist derzeit Oberhausen bundesweit die einzige Großstadt, die in Deutschland keine Universität oder Hochschule hat.
Die EBC hat Standorte in Hamburg, Berlin, Stuttgart und Düsseldorf, wo rund 1000 Studenten praxisnahe Bachelor-Fächer studieren. Sie zahlen dafür mehrere tausend Euro Studiengebühren im Jahr.