Oberhausen. Lob für den Wirtschaftsteil, die Kultur und eine Debatte über anonyme Leserbriefe. WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz diskutierte über zwei Stunden mit den Mitgliedern des Leserbeirats in Oberhausen über die WAZ. Es wurde offen geredet.
Lobreden wollte WAZ-Chefredakteur Ulrich Reitz sich eigentlich nicht beim Leserbeirat abholen. „Wir müssen offen reden“, sagte Reitz, der die Redaktion der WAZ seit 2005 leitet. Er wollte mit den Leserbeiräten über den Mantelteil unserer Zeitung, also die überregionale Berichterstattung zu Themen wie Wirtschaft und Politik, reden. „Was können wir besser machen?“, wollte Reitz wissen.
Zunächst gab es von Leserbeirat Johannes Sowinski trotzdem Lob. Ihm gefällt, dass der Mantelteil der WAZ klar strukturiert ist: „Ich finde immer, was ich suche.“ Dass diese Ordnung hin und wieder aufgebrochen wird um wichtigen Themen mehr Platz einzuräumen, gefällt Sowinski aber nicht so gut. Ein Einwand, den Reitz gut nachvollziehen konnte. Gleichzeitig warb er aber um Verständnis: „Manche Themen sind einfach zu wichtig. Deshalb brauchen wir den Platz.“
Lob gab es hingegen von Leserbeirätin Anette Friedhoff. Ihr gefallen der ausführliche Wirtschaftsteil und das Leserforum, in dem auf einer ganzen Seite Leserbriefe abgedruckt werden.
Debatte um Leserbriefe
Bruno Rebbelmund nahm die Leserbriefe aber auch zum Anlass für Kritik: „Warum werden Kommentare aus dem Internet in der Zeitung veröffentlicht, obwohl der Schreiber mit einem Pseudonym unterwegs ist? Wer eine Meinung hat, sollte auch dazu stehen.“ Rebbelmund traf einen Nerv, denn auch Ulrich Reitz ist nicht immer ganz wohl dabei, Leserbriefe ohne Klarnamen zu veröffentlichen: „Ich mag diese Anonymität nicht. Aber die WAZ ist eine Volkszeitung. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen ihre Meinung äußern. Wenn ich auf Klarnamen bestehen würde, dann würden vielleicht nicht mehr sagen, was sie denken.“
Um sich Chaoten vom Leib zu halten, habe man bereits eine verpflichtende Registrierung im Internet eingeführt. Ein großes Lob durfte Reitz dann allerdings für den Kulturteil seiner Zeitung einstreichen. „Die Kritiken zu Fernseh - und Kinofilmen sind mir wichtig. Die helfen mir, wenn ich überlege, was ich sehen will“, sagte Leserbeirat Michael Barthel.
Mut zur Meinung wird gewürdigt
Und auch, dass die WAZ viele Ereignisse kommentiert und sich meinungsfreudig gibt, kommt gut an. „Oft lese ich erst durch die Kommentare den Bericht zum Thema“, sagte Michael Barthel.
Nach über zweistündiger Diskussion war Reitz jedenfalls erleichtert: „Ich bin froh, dass Sie beim Urteil über unsere Zeitung nicht den Knüppel rausholen mussten.“