Oberhausen. Betriebe, die der IHK angehören, stellen zwei Drittel aller Lehrstellen. Doch angesichts des drohenden Fachkräftemangels gehen Kammermitarbeiter auf Werbetour, denn: Aktuell gibt es zwar noch steigende Bewerberzahlen. Aber bis 2020 geht die Zahl der Schulabgänger um 20 Prozent zurück.

710 neue Ausbildungsverträge schlossen die der Industrie- und Handelskammer (IHK) angehörenden Betriebe im Herbst vergangenen Jahres in Oberhausen ab. Das waren 0,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Damit stellten die IHK-Firmen erneut rund zwei Drittel aller neuen Ausbildungsverträge.

„Wir haben das Niveau gehalten“, erklärt Heinz-Jürgen Guß, stellvertretender Geschäftsführer der IHK. Angesichts des drohenden Fachkräftemangels sieht er allerdings die Unternehmen in der Pflicht, sich noch stärker zu engagieren. Unversorgt waren zum Stichtag 30. September 2013 übrigens noch 240 junge Menschen.

Elektrotechnik im Aufwind

Besonders gut, so Guß, sei die Entwicklung im Bereich der Elektrotechnik, wo elf Prozent mehr Ausbildungsverträge abgeschlossen werden konnten. Nach oben gingen auch die Verträge in der Chemiebranche sowie bei den Industriekaufleuten. „Auch die Banken haben sich eines Besseren besonnen. In Mülheim stellten sie 31 Prozent, in Oberhausen 18 Prozent mehr Auszubildende ein.“

Leicht rückläufig hingegen ist die Entwicklung bei den Metallberufen. Könnte die mit der IG Metall vereinbarte unbefristete Übernahme von Auszubildenden sich hier negativ ausgewirkt haben? „Es deutet darauf hin“, sagt Guß mit aller Vorsicht. Der Baubereich sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe bilden ebenfalls weniger als im Vorjahr aus. Kleinere Betriebe hielten sich hier zurück. Allerdings: Manche stellen auch nicht jedes Jahr einen neuen Azubi ein, sondern nur jedes zweite oder dritte Jahr.

Fachkräftenachwuchs ankurbeln 

Um den Fachkräftenachwuchs weiter anzukurbeln, gibt es mehrere Initiativen. Die Stadt Oberhausen will sich beim Übergangssystem von Schule in Ausbildung und Beruf engagieren. Kein Abschluss ohne Anschluss – so lautet das Motto des von der Landesregierung geförderten Projekts. „Alle Schulformen nehmen daran teil. Es gibt zum Beispiel Orientierungsmaßnahmen, bei denen Schüler in drei verschiedenen Betrieben jeweils einen sogenannten Schnuppertag verbringen, um unterschiedliche Branchen kennenzulernen. Sie erhalten so einen ersten Einblick in ganz verschiedene Berufsfelder“, erklärt Guß.

Und Anfang März werden auch wieder fünf Akquisiteure Oberhausener Unternehmen besuchen und dafür werben, mehr Ausbildungsplätze anzubieten oder überhaupt mal auszubilden. „Aktuell gibt es zwar noch steigende Bewerberzahlen. Aber bis 2020 haben wir 20 Prozent weniger Schulabgänger. Das ist ein gutes Argument, sich für Ausbildung zu engagieren.“

Azubi-Speed-Dating

Die Industrie- und Handelskammer zu Essen lädt am Donnerstag, 27. Februar, wieder zum „Azubi-Speed-Dating“ ein. Das Konzept ist ganz einfach: Zehn Minuten hat jeder Bewerber Zeit, sich im Gespräch mit Ausbildungsbetrieben interessant zu machen – und umgekehrt. Dann wird gewechselt für das nächste Date. Unter anderem werden Lehrstellen in den Bereichen Allgemeine Büroberufe, Handel, Hotel- und Gaststättengewerbe, IT und Medien wie auch zum Dualen Studium angeboten.

„Damit wollen wir einen schnellen und unkomplizierten Erstkontakt zwischen Bewerbern und Firmen herstellen“, sagt Hans Michaelsen, Geschäftsführer für den Bereich Aus- und Weiterbildung der IHK. Zum Azubi-Speed-Dating sind alle Interessierten eingeladen, die für das Ausbildungsjahr 2014 eine Lehrstelle suchen. Zur optimalen Vorbereitung sollten sie aktuelle Bewerbungsunterlagen mitbringen. Die Teilnahme ist kostenfrei. Das „Azubi-Speed-Dating“ ist von 11 bis 16 Uhr in der Philharmonie Essen, Huyssenallee 53.