Oberhausen. Seit 2013 läuft das Projekt „Ruhrauto“ mit Elektroautos in Oberhausen als Car-Sharing-Modell. Die bisherige Bilanz fällt bei den Bürgern der Stadt eher verhalten aus. Neuerungen wie das Öffnen und Starten der Pkw auch via Smartphone sind in Planung, um mehr Kunden zu locken.

Elektroautos sind leise, spurtstark und abgasfrei. Mit maximalen Reichweiten von 200 Kilometern eignen sie sich besonders für den Stadtverkehr. Doch selbst Kleinwagen sind kaum unter 30 000 Euro zu haben. So sprach viel dafür, sie erst einmal als Leihwagen populär zu machen. Seit 2013 bietet das von der öffentlichen Hand geförderte Projekt „RuhrautoE“ sie auch in Oberhausen an. Eine erste Bilanz fällt verhalten positiv aus.

Bottrop hat das Projekt beendet

Während die E-Autos in Bottrop wegen mangelnder Nachfrage Ende letzten Jahres abgezogen wurden, hat sich die Zahl der Fahrzeuge in Oberhausen von seinerzeit zwei auf mittlerweile fünf erhöht – allerdings nur, weil drei davon für Großkunden laufen. Die Nachfrage von Bürgern bleibt vorläufig gering.

Dabei ist es ein reines Rechen­exempel, ob es sich lohnt, sie zu benutzen. Am Rathaus und am Technischen Rathaus in Sterkrade steht je ein Opel Ampera. Pro angefangener Stunde kostet die Nutzung inklusive 30 freien Kilometern 4,90 Euro. „Eine Taxifahrt beginnt ja schon mit der Grundgebühr. Da zahlt man auf kurzen Distanzen schon zehn bis 20 Euro“, gibt Andreas Al­lebrod, Geschäftsführer der Drive Car Sharing-GmbH aus Solingen, zu bedenken, die die Fahrzeuge hier mit normalen Autos anbietet. Allebrod geht von etwa doppelten Kosten beim Taxifahren gegenüber seinen Elektroautos aus. Schafft man Hin- und Rückfahrt in zwei Stunden, wären es bei maximal 30 Kilometern mit dem Ampera gerade mal 9,80 Euro.

Nord-Süd-Gefälle im Ruhrgebiet

Ferdinand Dudenhöffer, Autoexperte an der Universität Duisburg-Essen, begleitet das Projekt „RuhrautoE“ mit seinen Studenten. In acht Städten, von Duisburg bis Dortmund, sind 41 Elek­troautos als Leihwagen unterwegs. „850 Benutzer legen damit im Jahr 120 000 Kilometer zurück“, sagt er. Weitere Projektpartner sind unter anderem die Energieversorgung Oberhausen, der VRR und der Wohnungskonzern Viva West.

„Das nördliche Ruhrgebiet ist für das Projekt schwieriger als das südliche.“ Das liege an der unterschiedlichen wirtschaftlichen Struktur. Jüngere Leute, Menschen mit höheren Einkommen und höherer Schulbildung seien offenbar eher bereit, sich so ein Auto mit anderen Leuten zu teilen.

Oberhausen zähle eher zum schwierigeren Gebiet. „Die Grundauslastung ist aber da.“ Und das liege hauptsächlich an der guten Unterstützung durch die Stadt. Schließlich müsse man ja Leasingraten für die Elektroautos bezahlen. Wenn es nur gelinge, weitere große Nutzer, Sparkassen etwa, zu gewinnen und dann auch noch Erleichterungen wie Einrichtungsverkehr hinzu kämen, ist ihm um die Zukunft des Projekts nicht bange.

Die Benutzung versucht das Solinger Unternehmen möglichst praktisch zu handhaben. Mit der elektronischen Kundenkarte lässt sich das Auto öffnen und starten. Alternativ geht das auch mit dem elektronischen Ticket des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Abgerechnet wird im 15-Minuten-Takt, mindestens aber eine Stunde.

Starten via Smartphone geplant

An Neuerungen für die Zukunft kündigt Allebrod das Öffnen und Starten auch via Smartphone an, außerdem den Einrichtungsverkehr. Bislang nämlich muss man mit dem geliehenen E-Auto wieder zurück zum Startpunkt. Künftig könnte man es am Ziel abstellen. Er sieht hier keine Konkurrenz zu Bussen und Bahnen. Einen konkreten Termin möchte er nicht nennen.

In Bottrop habe die Unterstützung der Stadt gefehlt. „In Oberhausen ist die Zusammenarbeit mit Stadt und Unternehmen hervorragend.“ So stehen am Rathaus und am Technischen Rathaus je ein Smart bzw. ein Nissan Leaf nur für deren Mitarbeiter bereit. Die Diakonie testet derzeit einen Renault Zoe.