Oberhausen. . Das Rudelsingen ist in Oberhausen angekommen. Beim ersten Treffen im Resoanzwerk stimmte ein 150-köpfiger Chor Lieder aus allen Genres an.
In einem Rudel können auch zurückhaltende Gesellen ihre Stärken ausspielen: Aus diesem Blickwinkel betrachtet, konnte man das erste Oberhausener Rudelsingen am Mittwochabend im Resonanzwerk als gewaltige Hommage an das Selbstbewusstsein sehen.
Dabei spricht keiner der rund 150 Besucher bei der Premiere der in 25 Städten in Nordrhein-Westfalen bereits angelaufenen Reihe hier von schüchterner Annäherung. Kaum hat Organisator und Moderator David Rauterberg den Projektor angestellt und die ersten Songzeilen über die Leinwand geschickt, erschallt ein gewaltiges Stimmen-Kollektiv.
„Da muss man gar nicht erst warm werden“, flüstern sich zwei Frauen in den hinteren Reihen zu. Sie wirken schon früh zufrieden. „Wunderbar, dass ich so viele Songs kenne.“ Gerade hat Rauterberg einen Klassiker angesagt und damit das erste „Ahhhhhh!“ des Abends ausgelöst. „Ich war noch niemals in New York“ von Udo Jürgens.
Lustige Atemübungen
Das „Wie wunderbar!“ wiederholt sich danach noch häufiger. Erst recht, weil keiner alleine vorsingen muss. Es gibt wenig Scheu. Alle stimmen ein, haken manchmal sogar ihre Arme zusammen. Wie klingt das Ganze? Gar nicht mal schlecht. Wer unter so vielen unterschiedlichen Hobbysängern eine undefinierbare Klangsoße erwartet, der wird angenehm überrascht. Alles klingt wie vielfach geübt. Tatsächlich entdeckt Rauterberg „einige bekannte Gesichter“. Viele sind dem Rudelsingen seit Monaten an anderen Orten, zum Beispiel in Essen.
Es gibt keine Ruhezone für irgendein Genre: „Wir singen zwar auch gediegene Klassiker, aber jetzt kommt vielleicht das erste Heavy-Metal-Lied unserer Geschichte.“ Rauterberg weckt Erwartungen. „Born to be wild!“ Das Publikum ist in seiner Altersstruktur bunt gemischt. Anfang Dreißiger stehen neben Ende Fünfzigern. Sogar aus Köln reisen Sanges-Touristen an. Das Alter spielt keine Rolle. Tote Hose herrscht nicht. „An Tagen wie diesen“ ist der beliebteste Song an diesem Abend.
Viele sind textsicher, schauen kaum auf die Leinwand mit den Texten. Ein Pianist begleitet jedes Lied, achtet auf eine angemessene Geschwindigkeit. Zwischendurch gibt es Pausen. Zum Stimme ölen. Oder für lustige Atemübungen. Das gezielte Stöhnen setzt Rauterberg als Lockerungsübung ein. Dazu spielt der Mann am Piano: „Je t’aime!“