Oberhausen. . Mit Hilfe der innovativen Elektrochemotherapie bekämpfen Ärzte der St. Elisabeth-Klinik Tumore. So konnten sie auch der Oberhausenerin Marie K. helfen: Die Tumore verschwanden, alte Wunden heilten.

Als Marie K. (Name geändert) die erste Metastase im Spiegel sieht, kommen ihr fast die Tränen. Als wäre alles andere nicht schlimm genug. 2009 hatten Ärzte bei der heute 51-Jährigen Brustkrebs diagnostiziert. Sie bekam mehrere Chemotherapien, nahm Medikamente und ließ mehr als 50 Bestrahlungseinheiten über sich ergehen. Es gab Verschnaufpausen, als der Krebs besiegt schien, doch die Metastasen tauchten immer wieder auf.

Nicht nur krank, sondern entstellt

2010 nehmen die Ärzte ihr beide Brüste ab, die Haut rund um die Narben fühlte sich nach den zahlreichen Behandlungen an wie dünnes Papier. Kurz danach ertastete die Frührentnerin die erste Unebenheit über den Rippen. Ein paar Tage später platzte die Stelle auf – der Krebs hatte wieder gestreut, die Metastasen saßen nun direkt unter der Haut. Immer mehr folgten.

„Mein Körper fühlte sich wie eine einzige große Wunde an. Ich musste, wenn ich das Haus verlassen wollte, Pflaster und Verbände tragen, damit die Flüssigkeiten nicht durch meine Kleider drangen“, erzählt sie.Von da an fühlte sie sich nicht nur krank, sondern entstellt. Die dunkelhaarige Oberhausenerin ist zierlich, fast mager, man sieht ihr die Anstrengungen der vergangenen Jahre an. Neben ihr sitzt ihr Mann Herbert. Er ist immer an ihrer Seite. Auch, als sie es fast nicht mehr aushält.

Medikament plus elektrische Impulse

Nach dem Auftauchen der Hautmetastasen starten die Ärzte weitere Chemotherapien und entfernen einen Teil mit dem Skalpell. Der Effekt ist bescheiden. Länger als ein Jahr hält sie das Martyrium durch. Schließlich empfiehlt ihr Onkologe eine neue Variante: die Elektrochemotherapie (ECT) speziell für die Behandlung von Hautmetastasen. Dabei wird niedrig dosiertes Zytostatikum – ein Medikament der Chemotherapie – mit elektrischen Impulsen kombiniert.

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Nur wenige Kliniken in Nordrhein-Westfalen bieten das Verfahren überhaupt an. Eine davon ist die Helios-St. Elisabeth Klinik Oberhausen. „Es ist eine sanfte, sehr wirkungsvolle Methode zur Behandlung von Hautmetastasen, die durch Brust- oder Hautkrebs sowie bei Hals- oder Kopftumoren entstehen können“, erklärt Dr. Julia Hyun, Oberärztin der Dermatologie.

Winzige Nadeln geben Strom ab

Ein paar Tage später liegt Marie K. auf der Liege, der Bereich oberhalb ihrer Brust ist lokal betäubt.Vorsichtig injiziert Dr. Hyun das Zytostatikum in die Armvene. Die Ärztin gibt dem Medikament Zeit, sich im Blut zu verteilen. Dann punktiert sie mit einem kleinen Gerät die offenen Stellen auf der Haut ihrer Patientin. Durch winzige Nadeln wird dabei Strom in die Haut abgegeben, so verstärkt sich der Effekt des Medikaments an genau den richtigen Stellen um ein Vielfaches.

Wenn Marie K. heute über die verheilte Haut auf ihrem Dekolleté streicht, ist sie erleichtert: „Ich war so glücklich, als die Therapie anschlug.“ Der 51-Jährigen geht es gut. Der Krebs verhält sich still und sie genießt mit ihrem Mann jeden schmerzfreien Tag.