Oberhausen. . Seit einer Blasenoperation fürchtet Walburga Karpinski, die extrem zu Allergien neigt, um ihr Leben. Ihre Krankenkasse verweigert das einzig wirksame Medikament.

Walburga Karpinski ist eine Kämpfernatur. Trotz ihrer extremen Allergieneigung war sie stets berufstätig. Doch seit einer Blasenoperation geht gar nichts mehr. Über ein Jahr ist die 59-Jährige nun krank geschrieben. Seit dem Klinikaufenthalt, so sagt sie, schwillt ihr Bauchumfang nach nur einem Schluck Wasser von 86 cm auf 1,20 m an. Mittlerweile leidet sie an akuter Atemnot. Das einzige Medikament, das ihr helfen könne, ist für ihre Erkrankung noch nicht zugelassen – und so verweigert die Deutsche Angestellten Krankenkasse (DAK) die Kostenübernahme.

Weil die Oberhausenerin mittlerweile um ihr Leben fürchtet, beantragte ihre Anwältin jetzt vor dem Sozialgericht ein Eilverfahren gegen die DAK.

Seit einem Jahr arbeitsunfähig

Walburga Karpinski ist examinierte Altenpflegerin. Bis 1997 war sie in ihrem Beruf tätig. Danach jobbte sie in einem Imbiss, später in einem Büro, kümmerte sich viel um ihren kleinen Enkel. Seit 2012 ist sie als Integrationshilfe auf der Sozialstation in Sterkrade beschäftigt, seit November 2012 aber arbeitsunfähig. Ihre Leidensgeschichte begann nach der Geburt der Tochter. Zunächst war da nur diese Nesselsucht, die sie hauptsächlich plagte, wenn sie sich körperlich anstrengen musste. Unzählige Allergien kamen dazu. „Seit 2010 reagiere ich außerdem auf warmes Wasser, bekomme sofort einen feuerroten, schmerzhaften Hautausschlag.“

Es folgten etliche Klinik- und Arzttermine. Ergebnis: Sie sei Extrem-Allergikerin und habe dazu noch eine Hashimoto-Thyreoiditis (eine Autoimmun-Erkrankung, in deren Folge die fehlgeleitete körpereigene Abwehr die Schilddrüse zerstört). Darauf habe sie hingewiesen, als sie im April 2012 wegen einer Blasensenkung im Evangelischen Krankenhaus Oberhausen (EKO) operiert werden sollte. „Wegen der Allergieneigung haben die Ärzte auf ein Bauchnetz verzichtet und sich für eine alternative OP-Methode entschieden“, sagt die Oberhausenerin.

Als sie nach der Operation zum ersten Mal aufstehen durfte, setzten unvermittelt kolikartige Schmerzen ein und der Bauchraum schwoll an. Einen Zusammenhang mit der OP schließt das EKO auf Nachfrage aus. Walburga Karpinski jedenfalls ist wenige Tage nach dem Eingriff als geheilt entlassen worden. Nur einen Monat darauf landete sie mit Koliken in der nächsten Notambulanz. Wieder rannte sie von Arzt zu Arzt, erhielt Antibiotika gegen mögliche Infekte und den Rat, sich an einen Psychologen zu wenden.

Darmschlingen verdicken sich

„Erst in der Naturheilklinik in Hattingen machten sich die Mediziner die Mühe, die Schwellung näher zu untersuchen.“ Fazit: „Die Schleimhaut der Darmschlingen verdickte sich von 1,2 auf 15,8 mm.“ Warum? „Das konnte mir niemand sagen.“

Eine Diagnose erhielt Walburga Karpinski erst im Berliner Universitätsklinikum Charité: Sie habe ein Angioödem (also eine plötzlich auftretende Schwellung der Darmschleimhäute). Der behandelnde Arzt empfahl ihr das Medikament Xolair, das aber leider einen Haken hat: „Es ist bislang in Deutschland nur als Asthmamittel zugelassen und außerdem sehr teuer.“

Eine Studie zur weiteren Einsetzbarkeit des Medikamentes sei erst 2014 abgeschlossen. Doch Walburga Karpinski, die soeben erst wieder als Notfall in der Helios Klinik Oberhausen behandelt werden musste, fürchtet: „So lange kann ich nicht warten, es geht mir trotz des Morphiums und des Cortisons immer schlechter.“

Sie schaltete eine Anwältin ein, will jetzt vor dem Sozialgericht eine Ausnahmegenehmigung für das für sie lebensrettende Medikament erstreiten.