Oberhausen. Fachleute erwarten Fusionen: Weniger, aber größere Krankenhäuser. Auslastung heute zu gering.Oberbürgermeister misst Gesundheitsbranche hohe Bedeutung zu: Für Arbeitsplätze und fürs Image.

Weniger, aber größere Krankenhäuser in Oberhausen als heute, mit noch stärker spezialisierten, aber kooperierenden Ärzte und Arztpraxen, die sich zu kleinen Gesundheitszentren zusammenschließen – so sehe in 20 Jahren die Zukunft der hiesigen Medizinbranche aus, lautete die Prognose der Teilnehmer bei der Podiumsdiskussion zum 130-jährigen Bestehen des Evangelischen Krankenhaus EKO.

Unter der Moderation von WAZ-Redaktionsleiter Peter Szymaniak diskutierten EKO-Geschäftsführer Marcus Polle, Dr. Peter Kiefer (stv. Ärztlicher Direktor des EKO), Oberbürgermeister Klaus Wehling, Dr. Heinrich Vogelsang (Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung) und Hans-Werner Stratmann (AOK-Regionaldirektor).

Ärzte: Wir operieren nicht zu viel

Rein statistisch betrachtet hat Oberhausen heute zu viele Krankenhäuser, sagt Kassenchef Stratmann. „Die Stadt hat mehr Betten als der landesweite Durchschnitt. Und nur 68 Prozent der insgesamt 1900 Oberhausener Klinikbetten sind im Schnitt belegt.“ Dass Ärzte zu viel operierten, um die Betten aus wirtschaftlichen Gründen zu füllen, wie oft von Krankenkassen-Funktionären kritisiert, verneint die EKO-Spitze vehement. „Wir halten uns daran, was medizinisch gemacht werden muss. Die Nachfrage der zu operierenden Patienten ist nun mal hoch“, sagt Dr. Peter Kiefer.

Oberbürgermeister Klaus Wehling sieht die in Konkurrenz zu anderen Städten stehende Medizinbranche in der Stadt nicht nur als Arbeitsplatz-Garant, sondern auch als positiver Imageträger für die Stadt. Derzeit sind in der Branche mit ihren sechs Kliniken, 187 Arztpraxen, 49 Apotheken und Pflegeeinrichtungen immerhin 7200 Menschen beschäftigt - die viertstärkste Branche auf dem Arbeitsmarkt. 15 Prozent aller sozialversichert Beschäftigten arbeiten in Oberhausen im Bereich der Gesundheit.

„Eine gute ärztliche Versorgung ist zudem ein wichtiges Kriterium, warum sich Menschen für eine Stadt als Wohnort entscheiden“, unterstreicht Wehling die Bedeutung der Branche.

Angebot könnte besser sein

Dennoch könne das Angebot an medizinischer Versorgung natürlich immer noch besser als heute sein, meint Dr. Heinrich Vogelsang. Das Oberhausener Gesundheitswesen sei zwar auf einem guten Weg, doch: „Die einzelnen Kliniken müssen untereinander mehr kommunizieren und kooperieren.“ So will der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung die Doppelung der medizinischen Angebote in der Stadt reduzieren. Vogelsang nennt als wirtschaftlich sinnvolles Beispiel die Fusion der Katholischen Kliniken Oberhausen (KKO) mit dem St.-Clemens-Hospital.

Dass der Kooperationsgedanke nicht so leicht auf einzelne Kliniken übertragbar sei, verdeutlicht EKO-Chef Polle. „Die Interessen der Eigentümer sind oft sehr unterschiedlich.“ Er befürwortet jedoch die Spezialisierung einzelner Häuser in größeren Einheiten. Dabei dürfe aber der Blick der Mediziner für den ganzen Menschen nicht verloren gehen, wirft Dr. Kiefer ein.