Oberhausen. Die Besitzer der Häuser an der Oberhausener Rotlichtmeile werten das Fest am vergangenen Wochenende als vollen Erfolg. Eine zeitnahe Neuauflage scheint zumindest nicht ausgeschlossen. Doch es wird auch Kritik seitens der Anwohner und der Frauenrechtsorganisation Solwodi laut.
Das große Fest in Oberhausens Rotlichtmeile Flaßhofstraße hat am vergangenen Wochenende für Wirbel gesorgt. Während die Besitzer der Häuser von einer gelungenen Gelegenheit sprechen, gängige Klischees über das Gewerbe zu entkräften, kritisiert die Frauenhilfsorganisation Solwodi die Fete scharf und redet davon, dass die Schattenseiten der Prostitution allzu arglos weggefeiert würden.
Nun meldet sich auch eine Anwohnerin der Flaßhofstraße zu Wort und schildert ihren Eindruck: „Wir haben hier in den vergangenen Jahren immer wieder mit Ruhestörungen und einer verdreckten Umgebung zu tun.“ Auf den Gehwegen würden regelmäßig gebrauchte Kondome liegen, manchmal sogar Erbrochenes. Rund um die Uhr würden Fahrzeuge halten und Besucher des Bordells laut miteinander palavern.
Rund 2000 Besucher
Markus H. besitzt eines der Häuser der Flaßhofstraße und kann zumindest die Kritik an der Sauberkeit nicht ganz verstehen. „Die Straße wird täglich gereinigt und gekehrt.“ Auch die Lautstärke habe er bisher nicht nachteilig registriert. „Manche Gäste wollen bei der Anreise schließlich gar nicht sonderlich auffallen. Vor einer Gaststätte ist es wahrscheinlich viel lauter.“
Das Fest auf der Bordellstraße sieht er als Erfolg. „Wir hatten rund 2000 Besucher, darunter selbst Kegelclubs, Skatrunden mit älteren Damen und viele Paare.“ Die 500 Liter Freibier seien schon am späten Mittag vergriffen gewesen.
Die Kritik der Organisationen, die die Legalisierung der Prostitution in Deutschland als schweren Fehler werten und sich strikt gegen solche Feste aussprechen, möchte er nach eigener Aussage nicht unter den Tisch kehren. „Ich kann es nachvollziehen, dass manche Menschen solch eine kritische Meinung haben. Wir hätten der Organisation auch beim Fest gerne Gelegenheit gegeben, ihre Kritik vor Ort zu äußern.“ Die Standpunkte seien zwar inhaltlich festgefahren, aber den Besitzern der Häuser sei sehr wohl bewusst, dass es diese Ablehnung gebe.
"In der Nähe befindet sich eine Grundschule"
Beim Bordellfest hätte Markus H. viele Gespräche geführt. „Da waren natürlich auch Besucher dabei, die Prostitution abgelehnt haben. Anderseits zeigten sich aber die meisten vom für sie ungewohnten Einblick in die Flaßhofstraße positiv überrascht.“
Grundsätzlich freue er sich über die gute Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungsamt, die beim Fest anwesend waren. Die Besitzer der Häuser wollen das Fest nun gemeinsam nachbesprechen. Eine zeitnahe Neuauflage scheint zumindest nicht ausgeschlossen.
Bordell von innen
Die verärgerte Anwohnerin der Flaßhofstraße hofft dagegen wieder auf ruhigere Zeiten. „Ich wohne hier seit 30 Jahren. Früher hat man nichts gemerkt.“ Sie fordert, dass die rote Holzbarke an der Hermann-Albertz-Straße künftig geschlossen bleibt: „In der Nähe befindet sich schließlich eine Grundschule!“ Aussicht auf Erfolg hat dieser Vorschlag, den sie schon an die Stadt weitergab, wohl nicht. Die Zufahrt müsse als Rettungsweg für Feuerwehrfahrzeuge erhalten bleiben, hieß es als Antwort.