Oberhausen. Oberhausener Bordellbesitzer sind in Sorge: Die Stadt verlangt Vergnügungsteuer und immer mehr Prostituierte bieten Dienste zu niedrigeren Preisen an. Auf dem Straßenstrich beginnen die Angebote schon bei fünf Euro. Die Frauen können mittlerweile die Zimmermieten in den Bordellen nicht mehr zahlen.
Zum Straßenfest lädt der Sperrbezirk Menschen ab 18 Jahren am Samstag ein. Doch trotz Jubiläum plagen die Bordellbesitzer Sorgen: Die Stadt verlangt Vergnügungssteuer und die Preise in der Szene verfallen.
„Die Pauschalclubs nehmen uns die Kunden“, klagt einer der Bordellbesitzer. Klar, in Oberhausen gibt es keinen. Aber in Nachbarstädten schon. So ein Etablissement werbe dann mit Tagestickets für 119 Euro und verspreche den Kunden „einmal zahlen, maximal genießen“. Alle Getränke, selbst Alkoholika, seien im Preis inbegriffen. Es gebe sogar Monats- und Jahreskarten für diesen Club. Kostenpunkt: 800 bzw. 3000 Euro. Versprochen werde auch: „Alle Mädchen sprechen deutsch.“
"Auf Wunsch auch ohne Gummi"
„Bei uns zahlen die Kunden einen Grundpreis von 30 Euro“, hält der Oberhausener Hausbesitzer dagegen. Was die Frauen darüber hinaus nehmen, bleibe ihnen überlassen. Doch der Hausbesitzer moniert nicht nur die niedrigen Preise in den Clubs. „Da wird auf Wunsch auch ohne Gummi gearbeitet“, sagt er. Und er überlegt zudem, was diese Flatrate-Angebote für die Frauen bedeuten.
„Es gibt in Oberhausen jede Menge Damen, die in Privatwohnungen arbeiten“, listet der Mann eine weitere Konkurrenz für das Rotlichtviertel auf. Neben Pauschalclubs und privaten Anbietern sei auch der Straßenstrich eine große Konkurrenz. Auch hier gibt es zwar in der Stadt selbst keinen, aber eben nicht weit von den Stadtgrenzen entfernt.
Rumäninnen und Bulgarinnen böten sich dort zu Preisen und Bedingungen an, die der Bordellbetreiber menschenunwürdig findet. Die Frauen machten alles, arbeiteten auf Wunsch auch ohne Kondom. „In Gelsenkirchen auf dem Straßenstrich bieten sich die Frauen schon für fünf Euro an“, gibt sich der Geschäftsmann entsetzt.
Die Folgen dieser Billiglohn-Tragödie: Nicht nur die Freier ließen sich von den Dumpingpreisen locken, die Frauen, die Zimmermieten nicht mehr zahlen könnten, wanderten ab – aus finanzieller Not heraus. So habe der Hausbesitzer auf dem Straßenstrich in Essen acht Damen gesehen, die früher in seinem Haus arbeiteten. Bei ihm zahlen sie eine Grundmiete von 60 Euro, inklusive aller Nebenkosten von 110 Euro pro Tag.
Familien daheim unterstützen
Die EU-Erweiterung verschärft die Konkurrenz-Situation im Rotlichtmilieu. Davon ist auch Herbert Lenhart, der Leiter des Kriminalkommissariates 11, überzeugt. Lenhart spricht von den vielen rumänischen und bulgarischen Frauen, die sich jetzt hier prostituieren.
Der Kriminalbeamte sagt, dass die Frauen nicht freiwillig auf dem Strich landeten. „Es ist nicht mehr so, dass die Frauen heute noch misshandelt und geschlagen werden, das hat abgenommen“, schätzt Lenhart die Situation ein. Dafür würde ihre wirtschaftliche Not ausgenutzt, sie unterstützen ihre Familien daheim oder Freunde bzw. Ehemänner. Allerdings seien die Frauen an der Flaßhofstraße nicht so abhängig wie in Clubs. „Hier müssen sie nur die Zimmermiete zahlen“, sagt Lenhart. Klagen über schwindende Einnahmen höre er aber, seit er in diesem Bereich arbeite, seit 1985.