Oberhausen.

Und es gelingt doch: Auch die Giraffe bekommt einen Gutenachtkuss und selbst einem Tiger kann Zoowärter Waldemar den Wunsch erfüllen, dass er vor dem Schlafengehen die Zähne geputzt bekommt. In den Zoo entführen die Regisseurin Barbara Grubenbecher und ihr Produktionsteam Kinder mit der neuen Inszenierung „Kein Gutenachtkuss für Giraffen?“ im Malersaal des Theaters. Gestern war Premiere, heute, beim Theaterfest, wird das neue Stück gleich zwei Mal, um 15.30 und um 17 Uhr, aufgeführt.

Prädikat: sehenswert. Unser Test bewies: Die ganz Kleinen (ab drei Jahren) genießen ihr erstes Theatererlebnis, etwas ältere Kinder wie Zoe, sechs Jahre alt, haben sehr viel Spaß und Eltern freuen sich über Anspielungen auf den eigenen Familien-Alltag wie spontanes kräftiges Brüllen, wenn ein Wunsch nicht gleich erfüllt wird.

Angela Noack gelingt Verwandlung in verschiedenste Tiere

Es ist ein sehr vergnügliches Stück, das in Erinnerung bleibt. Was brauchte noch mal das Krokodil zum Einschlafen? „Einen Schnuller. Und davon hat es schon ganz viele kaputtgebissen.“ Und wie war das mit dem Lama? „Es hat keinen Höcker, kann aber Lasten tragen. Und deshalb hat es auch den Rucksack aufgesetzt, als der Waldemar das vorgelesen hat.“

Der Waldemar muss Antons Schicht übernehmen und die Zootiere ins Bett bringen. Die brauchen alle ein spezielles Einschlafritual. Damit ist die Geschichte eigentlich schon erzählt. Dennoch ist sie sehr spannend und unterhaltsam. Die Zuschauer erleben, Nina Lallo (Bühne und Kostüme) sei Dank, wie die Schauspielerin Angela Noack sich in die verschiedenen Tiere verwandelt. Dafür bedient sie sich aus der Verkleidungskiste. Ihr genügen wenige „Zutaten“, um die Rollen Robbe, Affe, Lama, Känguru, Fledermaus, Tiger, Krokodil und Giraffe zu übernehmen. Sie macht das wunderbar tierisch mit gekonnter Mimik und Gestik und vor allem mit überzeugender Lautmalerei.

"Gute Nacht Papa" - "Gute Nacht Zoo"

Der junge Schauspieler Moritz Peschke, neu im Oberhausener Ensemble, gibt den leicht überforderten Waldemar zum Liebhaben. Er schafft den Spagat zwischen Kinder, ihr dürft mitspielen, und Kinder, jetzt ist nur noch Zuschauen angesagt. Und er kann sehr schön singen und sich auf der Gitarre begleiten.

Spielt nun alles wirklich in einem Zoo oder nur im Kinderzimmer auf dem Bauteppich? Beide Versionen sind gestattet. Als am Ende Angela Noack „Gute Nacht Papa“ sagt, könnte man meinen, Vater und Tochter bei einem Geh-ins-Bett-Ritual zugeschaut zu haben. Vielleicht aber auch nicht, denn: „Gute Nacht Zoo“, antwortet Waldemar. Vielleicht ist jetzt seine Schicht zu Ende und er hat Feierabend. Verdient hat er ihn auf jeden Fall.