Oberhausen.
Perfekt inszeniertes Volkstheater servierte die Kölner Gruppe N.N. am wunderschönen lauen Samstag-Sommerabend dem begeisterten Publikum auf ihrer Zelt-Bühne mitten auf dem Altmarkt. Die Aufführung des Stücks „Der Brandner Kaspar“ mit drei Akteuren überzeugte als wunderbares Zusammenspiel von darstellerischem Können, verblüffenden Effekten, Lichtinszenierung und Musik.
Wie kann man nur mit so wenigen Mitteln eine solch erstaunliche Wirkung erzeugen? Am Ende zweifelte manch ein Zuschauer daran, dass, was er da gerade erlebt hatte, möglich war.
In dem Stück, frei nach einer Erzählung, die Franz von Kobell 1871 in altbayrischer Mundart veröffentlichte, betrügt die Titelfigur Brandner Kaspar den Boanlkramer (Tod) und ergaunert sich dadurch 18 Lebensjahre mehr, als es die himmlische Ordnung vorgesehen hatte. Das gelingt ihm, indem er den Tod mit Kirschwasser besoffen macht und ihn anschließend zum Kartenspiel herausfordert. Im Verlauf der Geschichte stellt sich die Frage, ob das wirklich eine gute Idee war. Der Zuschauer erlebt, wie der Brandner Kaspar immer mehr verfällt und zudem noch beide Söhne im Krieg verliert.
Eine höchst vergnügliche Angelegenheit
Das hört sich recht tragisch an, ist aber, dem herrlichen Spiel von Gregor Höppner (Tod) und Michl Thorbecke (Brandner) sei Dank, eine höchst vergnügliche Angelegenheit. Beide treffen sich immer wieder, weil Petrus den Tod entlassen will, wenn es ihm nicht gelingt, Brandner zu holen.
Bei diesen Begegnungen wandelt sich der Tod vom Feind zum Freund, nicht nur für Brandner, der sich trotz allen irdischen Elends hartnäckig sträubt zu sterben, sondern auch fürs Publikum, das beginnt, den Tod zu lieben. Man möchte ihn umarmen, als ihm ein „Leb’ wohl“ rausrutscht und er anschließend meint: „Wenn ich das sage, dann ist das schon humoristisch.“ Letztlich gelingt es ihm, Brandner zum Aufgeben zu bewegen, indem er ihn mal am Paradies schnuppern lässt.
Schauspieler sind Verwandlungskünstler
Menschliche Züge trägt auch das Paradies. Auch dort kann schon mal geschummelt werden, wenn ein Petrus beschließt, dass er die schöne Marie doch eher in seiner Nähe haben möchte, als es im himmlischen Sterbebuch steht.
Sommerprogramm
Das N. N. Theater veranstaltet vom 30. August bis zum 4. September ein Freiluft-Festival im Kölner Friedenspark, Hans-Abraham-Ochs-Weg 1. Sieben verschiedene Stücke werden aufgeführt. Infos: www.nntheater.de
„Summer in the City“, das Oberhausener Sommerprogramm, geht weiter mit Weißem Dinner (31.8.), Kino auf dem Museumsbahnsteig (1.9.), Schlaflos (6.9.) und der Eröffnung des Bahnhofsturms (7.9.).
Die Schauspieler sind Verwandlungskünstler, sind in der Lage die Rollen blitzartig zu wechseln, vom Vater zum Sohn, vom Sohn zu Petrus – und sie fügen angedeutete Personen hinzu, sei es im Tanz mit Dirndlkleidern oder auch nur durch einen Hut. Hut ab für ihre Leistung. Danke für die großartige Freiluft-Schau.