Oberhausen. .

Schon vor der ersten Silbe standen sie auf, applaudierten dem Mann, der mit dieser so oft beschriebenen goldenen Stimme eine ganze Arena füllen kann und dabei dennoch ein so intimes Konzert zu spielen vermag, dass jeder einzelne Zuhörer ergriffen ist: Leonard Cohen startete am Dienstag vor 7000 Zuschauern seine Europatournee in der fast ausverkauften König-Pilsener-Arena am Centro. „Wir werden alles geben, was wir haben“, hauchte der Kanadier mit unvergleichlichem Timbre ins Mikrofon. Und er hielt sich daran.

Über drei Stunden standen der immerhin schon 78-Jährige und seine neunköpfige Band auf der Oberhausener Bühne. Demütig, besonnen und leidenschaftlich war jedes so oft gehörte und trotzdem neu entdeckte Stück - bis zur siebten und letzten Zugabe, der ein Rosen werfendes, Bravo-rufendes und vor Begeisterung gar Haare raufendes Publikum applaudierte.

Nur Musik, kein Schnick­schnack

Vor drei Jahren war Cohen zuletzt in der Oberhausener Arena mit seiner lyrischen bittersüß-melancholischen Musik zu Gast. Das vergleichende Auge mag am Dienstag einen vielleicht noch hagereren Mann auf der Bühne erlebt haben, der an Herz für seine Musik aber keinen Deut verloren hat. Bekannte Stücke von „So long Marianne“ über „Suzanne“ bis zum so oft kopierten und nie besser gemachten „Hallelujah“ gehörten ebenso dazu wie neuere Lieder.

Dabei verzichtete Cohen wie gewohnt auf jeden Schmuck. Die Bühne, von so vielen aktuellen Musikern mit Effekten überladen, ist hier fast nackt, die Garderobe der Musiker und Sängerinnen auf schwarz und weiß reduziert. Jeder trug einen Hut wie Cohen, jedem wurde Platz eingeräumt für seine eigene Stimme und seinen eigenen Ton in den Werken des Kanadiers. Respektvoll nahm der Lyriker selbst für jedes Solo aus diesen Reihen den Hut vom Kopf, lauschte konzentriert, stellte seine Begleiter immer wieder namentlich vor. Ergreifend: „Alexandra Leaving“ von Cohens langjähriger Begleiterin Sharon Robinson.

Am Ende: „Ein Freund“

Während der erste Teil des Abends fast andächtig daher kam, rückten nach der rund 20-minütigen Pause muntere Töne in den Vordergrund. Selbst am Keyboard witzelte Cohen mit dem Publikum, dass ihm für einige ungelenke Tastenübungen begeistert applaudierte: Ob das eine wohlwollende Geste gegenüber eines Alten sei, fragte er lachend. „Ich kann noch mehr“, sagte er.

Zeigte er: Über eine halbe Stunde verwob er Zugaben zu einem Abschied, rannte zuletzt gar über die Bühne, die er wie selbstverständlich nach „Famous Blue Raincoat“ mit den Worten „A Friend“ – ein Freund – signierte.