Oberhausen. In Oberhausens türkischer Partnerstadt Mersin finden derzeit die Mittelmeerspiele statt
Während in Oberhausen viele Sportarten derzeit eine Sommerpause einlegen, geht es in der türkischen Partnerstadt Mersin hoch her: Dort finden aktuell die 17. Mittelmeerspiele statt, Sportler aus 24 Nationen liefern sich noch bis zum 30. Juni Wettkämpfe in 27 Sportarten, darunter Fußball, Tennis oder Leichtathletik „Das ist für Mersin eine wunderbare Gelegenheit, sich zu präsentieren, schließlich ist es auch eine sehr sportbegeisterte Stadt“, sagt Desbina Kallinikidou vom Oberhausener Büro für Interkultur.
30.000 Sportler und Offizielle
„Eigentlich hätten die Spiele im griechischen Volos stattfinden sollen“, so Kallinikidou weiter, die in ihrem Bereich die Partnerstädte betreut. „Doch aufgrund der wirtschaftlichen Situation in Griechenland gab die Stadt vor zwei Jahren die Austragung ab.“ Mersin, das sich zuvor vergeblich um das größte Sportevent in der Mittelmeerregion beworben hatte, bekam den Zuschlag.
„Es ist erstaunlich, was in diesen zwei Jahren passiert ist. Sportstätten, darunter auch ein Stadion für 25.000 Zuschauer, sind entstanden.“ Nun tummeln sich in der Stadt an der türkischen Mittelmeerküste 30.000 Sportler und Offizielle. „In Mersin sind sie wirklich glücklich darüber. Der dortige Messedirektor Süleyman Cengiz spricht von einer Atmosphäre wie auf einem Volksfest“, erzählt Kallinikidou von der Begeisterung dort vor Ort.
Die Stadt der Studenten
In der Metropolregion Mersin leben mehr als anderthalb Millionen Einwohnern. „Dadurch, dass es dort mehrere Universitäten gibt, leben auch viele Studenten in der Stadt. Deshalb ist die Bevölkerung in Mersin insgesamt auch sehr jung.“, so die Oberhausenerin. „In den zehn Jahren, die ich Mersin kenne, hat sich dort unglaublich viel getan.“
Das macht Kallinikidou auch am Zustand des Mittelmeers vor Mersin fest. „Es ist noch gar nicht so lange her, da wäre niemand auf die Idee gekommen, am Mittelmeerstrand der Stadt schwimmen zu gehen.“ Der Grund: Über viele Jahrzehnte wurden Abwässer, gerade auch der chemischen Industrie, einfach ins Meer abgeleitet. „Inzwischen hat sich das aber total gewandelt.“
Proteste von Bürgern, wie sie in den vergangenen Wochen in vielen türkischen Städten stattgefunden haben, gab es bisher nicht. „Das könnte daran liegen, dass Mersin als eine der wenigen Städte des Landes von Sozialdemokraten und nicht der Erdogan-Partei AKP regiert wird.“
Kallinikidou hat die Partnerstadt stets als weltoffen empfunden. „Es wird sehr darauf geachtet, dass alle Menschen dort in Frieden leben können.“
Aktuell ist keine Oberhausener Delegation vor Ort. „Wir werden uns aber bei unserem Besuch im September alles haargenau über die Spiele erzählen lassen.“
Partnerstadt seit fast 20 Jahren
Seit fast 20 Jahren ist Mersin eine Partnerstadt Oberhausens. Entstanden ist diese Partnerschaft aber aus einem traurigen Ereignis. Nach dem Brandanschlag 1993 auf ein hauptsächlich von türkischstämmigen Mitbürgern bewohntes Haus in Solingen setzte der damalige Oberbürgermeister Friedhelm van den Mond die Völkerverständigung auf die Agenda. Da das türkische Mersin ebenfalls einen industriellen Wandel durchlief, war die passende Partnerstadt 1994 gefunden.