Oberhausen. . Chris de Burgh bleibt beim Konzert in der König-Pilsener-Arena in Oberhausen seinen großen Hits treu. Der 64-Jährige wagt beim knapp dreistündigen Auftritt vor 6000 Fans ein Bad in der Menge - und tanzt sogar mit einer passend gekleideten “Lady in Red“ aus den Sitzreihen. Allerdings benötigt das Konzert etwas Anlauf, um in Schwung zu kommen.
Selten war die Auswahl der richtigen Garderobe bei einem Konzert so entscheidend wie beim Auftritt von Chris de Burgh am Samstagabend in der König-Pilsener-Arena.
Die Damenwelt ignoriert dafür die Trendfarbe des Jahres (der satte Grünton Emerald) und vertraut dem forschen, aber erprobten Rot. Nur so veranlasst man den 64-Jährigen nach zwei Drittel des Konzerts durch den bestuhlten Innenraum zu spazieren und mit passend gekleideten Damen ein Tänzchen zu wagen. Ein unerwarteter Genuss für die „Lady in Red“.
Auswahl hat der Ire unter den 6000 Zuschauern reichlich. Mit dem Ruhrgebiet scheint Chris de Burgh eine besondere Liaison zu pflegen. Oberhausen lässt de Burgh nicht im Stich: Immerhin wollen hier fast doppelt so viele Konzertbesucher den Briten sehen als zwei Tage zuvor in der riesigen O2-World in Hamburg.
Mehr Club-Atmosphäre als Protz
Auf der mit Lichtkegeln überfluteten Bühne übt sich Chris de Burgh zunächst zurückhaltend, lässt eher Club-Atmosphäre zu als großen Arena-Protz. Der Liedermacher spielt sich leise an sein Publikum heran. Das Konzert benötigt eine Weile, um Fahrt aufzunehmen. Obwohl zwei Wasserflaschen auf einem schmucken Wohnzimmerhocker Fans schnell erahnen lassen, dass de Burgh den Balladen-Welten flotte Gitarren-Akustik folgen lassen wird. Zunächst durchsetzt der Sänger die Show mit lokalen Witzen, scherzt über die Brauerei, die der Arena ihren Namen gibt. Ein Mann, der Wasser trinkt und Freibier predigt.
Chris de Burgh profiliert sich als Geschichtenerzähler: Die 40 Jahre als Musiker, die 200 Goldenen Schallplatten zählen offenbar nicht mehr. Der Sänger berichtet lange über die Arbeit an seinem Album „Home“ aus dem vergangenen Jahr. Vier Musiker hat er dabei. Bass, Gitarre, Schlagzeug und Keyboards. De Burgh setzt auf präzise Soli statt auf Masse, bei einigen Stücken kommen die Blasinstrumente folglich aus der Elektronik.
Ein Mann, der Wasser trinkt und Freibier predigt
Letztlich achten die Anhänger, mit drei Stunden inklusive Pause üppig versorgt, vorwiegend auf die Lippen des Sängers: Wenn er schnalzend von Elzevir und John berichtet („The Escape“) oder die Einigkeit von Welten, Herzen und Nächten besingt („One Word“).
Chris de Burgh
Auch wenn der Veranstalter die Reihen vor der Bühne mit Klappstühlen versehen hat, geht in der zweiten Konzerthälfte jegliche Sitzhaftung verloren. Der Ire zählt plötzlich auf deutsch: „Ein, zwei, drei, vier...“ Die Folge sind tanzende Menschen. Mit „Patricia the Stripper“ gibt es in der Nachspielzeit eine rare Konzertbegegnung. Dazu erklingt „High on Emotion“ und „Don’t pay the Ferryman“. Das Warten auf die großen Hits zahlt sich aus.
Chris de Burgh erblickte als Diplomatensohn in Argentinien das Licht der Welt. Sein ursprünglicher Name lautet Christopher John Davison. Der Sänger setzt derzeit seine Deutschland-Tournee fort.
Neben Dresden (11. Mai) und Zwickau (12. Mai) gibt er ein Konzert in Erfurt (14. Mai). Auch in NRW stehen noch Auftritte an. Am 19. Mai spielt Chris de Burgh in der Kölner Philharmonie. In Siegen ist er am 30. Mai.