Oberhausen. .

Entweder entdeckt Mode-Riese H&M gerade sein ökologisches Gewissen – oder aber ein Riesengeschäft. Seit kurzem nimmt die schwedische Bekleidungskette die Altkleider ihrer Kundschaft an. Im Tausch gibt es 15 Prozent Rabatt beim Kauf eines neuen Teils. Auch die Centro-Filiale des Unternehmens ist an der Aktion beteiligt. Wie reagieren karitative Einrichtungen vor Ort auf die neue Konkurrenz?

Engagement – global oder lokal?

„Viel zu schade zum Wegwerfen“ lautet das Motto der Schweden und dies dürften auch all diejenigen unterschreiben, die in Oberhausen Altkleider für den guten Zweck sammeln. Dementsprechend ist die Stimmungslage gespalten: Während Jörg Fischer vom Deutschen Roten Kreuz eindeutig „eine Gefahr“ sieht und an die Oberhausener appelliert („Überlegen Sie sich gut, wo Sie ihre Sachen hingeben!“), kann Heike Bruckmann vom Friedensdorf der Modekette nicht wirklich böse sein. „Wenn die das für einen guten Zweck machen, ist das grundsätzlich eine gute Sache“, sagt sie.

H&M sammelt mit Hilfe der Schweizer Firma I:CO. „Globales Engagement für unsere Umwelt“ haben die sich auf ihre Fahnen geschrieben, wollen, dass die wertvollen Rohstoffe von Alttextilien in einen geschlossenen Produktkreislauf gelangen – und dort bleiben. Hierfür holen sie bei bisher 24 Partnern, darunter Filialen von Reno, C&A, Adidas, Lidl und Esprit, Kleidung, Schuhe, Gürtel und Taschen ab. Ziel ist es, das alles zu recyceln, bisher gelinge dies bei 30 Prozent.

Sollte man sich Sorgen machen?

Cornelia Schade vom Verein Piccobello, bei der Caritas für die Altkleider zuständig, findet es wichtig, ein Bewusstsein für die „Wegwerfklamotten“ zu schaffen. „Wenn große Unternehmen das fördern, finde ich das gut“, sagt sie. „Aber was genau machen die damit?“ Wer im Piccobello-Laden in Osterfeld seine Sachen abgebe, wisse, was damit geschieht. Die Kleidung wird für wenig Geld verkauft, vom Erlös werden die Gehälter der Mitarbeiter gezahlt, die psychisch krank sind und keine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben. „Was übrig bleibt, holen die Pfadfinder ab und verschiffen es ins Ausland“, erklärt Cornelia Schade, „aber nur in den fairen Handel“. Sie glaubt nicht, dass die Spenden demnächst ausbleiben und dennoch macht sie sich Sorgen, „dass ein Geschäft mit der Gutgläubigkeit der Menschen gemacht wird“.

Auch Heike Bruckmann vom Friedensdorf macht sich keine Sorgen. „Die Leute bringen uns die Sachen, weil sie wissen, was wir damit tun“, sagt sie. Trotzdem hofft sie auf Treue, denn Kleiderspenden seien in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten rückläufig. „Die Leute tragen die Sachen länger, geben sie weiter oder verkaufen sie.“ Der Altkleider-Markt bleibt umkämpft.