Berlin. BND-Chef Gerhard Schindler rechnet mit einem Regimewechsel in Syrien. In einem Zeitungsinterview sagte der Chef des Bundesnachrichtendiensts, es gebe viele Anzeichen dafür, dass die Endphase von Assads Regierung begonnen habe. Die Armee habe viele Soldaten verloren und die “Erosion“ gehe weiter.

In Syrien sind die Tage von Präsident Baschar al-Assad nach Ansicht des Bundesnachrichtendienstes gezählt. "Es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass die Endphase des Regimes begonnen hat", sagte BND-Chef Gerhard Schindler der Tageszeitung "Die Welt" (Samstagsausgabe). Assads Armee habe etwa 50.000 ihrer einst 320.000 Soldaten verloren. "Darunter sind viele Verwundete, Deserteure und 2000 bis 3000 Überläufer zur militanten Opposition." Und die "Erosion" des Militärs halte an, konstatierte der Chef des deutschen Auslandsgeheimdienstes.

Schindler zufolge gibt es in Syrien inzwischen rund 20.000 bewaffnete Aufständische. "Die Widerstandsgruppen sind klein, regional verankert und äußerst wendig. Sie können rasch zuschlagen und Hinterhalte bilden. Wegen ihrer geringen Größe sind sie für Assads Armee kein gutes Ziel." Den regulären Streitkräften stehe eine Vielzahl flexibel agierender Kämpfer gegenüber. "Ihr Erfolgsrezept ist eine Art Guerillataktik. Das zermürbt die Armee zunehmend", berichtete der BND-Chef über die Erkenntnisse seines Dienstes.

Der BND-Analyse zufolge wird der Widerstand gegen Assad keineswegs von Islamisten dominiert. "Sie sind in der Minderheit", sagte Schindler. Allerdings gebe es radikale Gruppierungen wie die Al-Nusrah-Front, die offenbar Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida habe. (afp)