Oberhausen. .

Seit September 2012 präsentiert das LVR-Industriemuseum die Ausstellung „Stadt der Guten Hoffnung“. Die Schau wächst seitdem beständig weiter. Bürger, Vereine und Institutionen steuern Exponate bei und halten die Ausstellung damit lebendig. Neuester Zugang: das erste Kontobuch der Stadtsparkasse Oberhausen von 1865. Ein wuchtiger Band, der Geschichte und Geschichten enthält.

Eigenhändig ins Museum gebracht

Richard Große-Katthöfer, Verwalter des historischen Archivs der Stadtsparkasse Oberhausen, brachte den Schatz eigenhändig im Museum vorbei und erzählte, was die Ausstellungsbesucher nur erahnen können, da sie in dem wertvollen Stück leider nicht herumblättern dürfen.

Erste Einzahlung: 50 Thaler

Für alle sichtbar auf einer aufgeschlagenen Seite: der allererste Eintrag ins Kontobuch, die Einzahlung von „50 Thalern“ am 6. Oktober 1865 von einem gewissen Stephan Austermann. „Eigentlich fällt das ja unters Bankgeheimnis“, sagt Richard Große-Katthöfer, denn dieses verjähre nie.

Der 75-Jährige, der als Revisor bei der Stadtsparkasse Oberhausen tätig war, erzählt von der Zeit, aus der das Kontobuch stammt: Schon vorher, seit 1842, habe es in der Stadt eine Sparkasse gegeben, die Werksparkasse der Gutehoffnungshütte. „Wenn ein Arbeiter dort ein Konto hatte, wurde dies positiv in seinem Zeugnis vermerkt.“ Es habe dafür gesprochen, dass der Arbeiter ein zuverlässiger Mensch war.

Gebundene Buch hatte Vorteil

Im ersten Kontobuch wurde bis 1880 fein säuberlich in Sütterlin eingetragen, wer wie viel Geld auf sein Sparkonto einzahlte. Das gebundene Buch habe einen großen Vorteil gehabt: „Wenn jemand eine Seite herausgerissen hätte, hätte der Revisor das gemerkt.“

So täuschungssicher es war, so umständlich machte das Kontobuch aber auch die Arbeit für die Bankangestellten. Es gab zahlreiche, verwirrende Verweise auf die jeweils nächste Seite, auf der das Konto fortgeführt wurde. Um 1900 wurde deshalb das „fliegende Konto“ eingeführt, eine Art Karteikarten-System in einer großen Kiste.

Gute Verzinsung

Das Geld der Sparer wurde gut verzinst. Es sei stets darum gegangen, den „kleinen Mann“ zu unterstützen. Große-Katthöfer: „Schließlich gab es ja keine Sozialhilfe.“ So seien auch Kredite vornehmlich an jene ausgezahlt worden, die es besonders nötig hatten, „und zwar ohne Hypothek, gegen Bürgschaft und Faustpfand“. Schließlich sei die Stadtsparkasse auch gegründet worden, um Wucherern das Handwerk zu legen.